Leben in dunkelsten Zeiten
Ausstellung mit Fotos jüdischer Familien aus dem Nationalsozialimus

Dieses Bild zeigt Edith Schlomann und eine Freundin in Swinemünde 1936  | Foto:  The Wiener Holocaust Library
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  • Dieses Bild zeigt Edith Schlomann und eine Freundin in Swinemünde 1936
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„Das Leben festhalten. Fotoalben jüdischer Familien im Schatten des Holocaust“ ist eine Sonderausstellung betitelt, die im Schöneberg Museum, Hauptstraße 40/42, noch bis zum 22. Dezember zu sehen sein wird. Gezeigt werden Fotos jüdischer Menschen, die zu Hause, beim Sport, auf Reisen, im Exil und sogar im Untergrund entstanden sind. Und in der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Existenz der Aufnahmen zu verdanken ist jüdischen Familien, die die Bilder trotz Verfolgung in den Jahren des Nationalsozialismus zur Erinnerung in gestalteten Alben aufbewahrt haben. Viele jüdische Geflüchtete nahmen ihre Fotos und Alben übrigens später mit ins Ausland, auch wenn sich ihr Gepäck auf nur wenige Koffer beschränken musste. Andere versteckten die Bilder im Wald oder überließen sie nahestehenden Personen und Verwandten. Einige der Überlebenden und ihre Nachfahren übergaben die Alben nach Ende der Nazi-Diktatur dann an Archive und Museen in der ganzen Welt: Die Dokumente einer privaten Erinnerung werden so zu wichtigen Zeugnissen einer kollektiven jüdischen Geschichte.

Leonie und Peter-Uri Frankenstein in Briesenhorst 1944  | Foto: Jüdisches Museum Berlin
  • Leonie und Peter-Uri Frankenstein in Briesenhorst 1944
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Die nun gezeigte Ausstellung präsentiert die Geschichten von sechs Berliner Familien entlang ihrer privaten Fotoalben. Was darin zu sehen ist, deckt sich nicht mit den vorherrschenden Vorstellungen jüdischen Lebens nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933. Die Heiterkeit und Normalität der Aufnahmen widersprechen scheinbar dem Wissen um die Verfolgung und Vertreibung, die Unsicherheit und den Verlust, den die Abgebildeten erfuhren. Ob nun ein Aufenthalt am Strand von Swinemünde im Sommer 1936, ein Sportfest in einem jüdischen Waisenhaus oder ein Ausflug ins Grüne 1944 – es sind Momente und Szenerien, die auf den ersten Blick profan erscheinen. In einer Zeit aber, in der die gesamte Lebenswelt jüdischer Menschen von tiefen Erschütterungen geprägt war, gewinnen die Fotografien in ihrer herausgestellten Alltäglichkeit an Bedeutung für die Gegenwart.

Erich und Hugo-Kurt Chotzen, Teupitz 1938  | Foto: Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
  • Erich und Hugo-Kurt Chotzen, Teupitz 1938
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Vor dem Hintergrund der Anfeindung und drohenden Vernichtung erwies sich die private Fotografie als ein Medium der subtilen Selbstbehauptung und eröffnet eine bislang kaum beachtete Perspektive auf das jüdische Leben dieser Zeit.

Die Ausstellungstexte selbst sind auf Deutsch und Englisch verfasst. Erschienen ist auch ein zweisprachiger Katalog, der bei den Museen Tempelhof-Schöneberg zum Preis von 15 Euro erhältlich ist. Am Sonntag, 7. Juli, findet um 15 Uhr eine Führung mit dem Kurator der Ausstellung, Robert Mueller-Stahl, statt.

Weitere Informationen und Termine zum Programm sind im Internet unter museen-tempelhof-schoeneberg.de/schoeneberg-museum zu finden.

Autor:

Uwe Lemm aus Mahlsdorf

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