Abriss, Verfall, Mauerbau, Protest
Ausstellung zeigt West-Berlin in Fotografien von Jürgen Henschel von 1953 bis zur Wiedervereinigung

Straßenszene in Schöneberg aus dem Jahr 1967. Im Hintergrund ist der Sportpalast zu sehen, der 1973 abgerissen wurde. | Foto:  Jürgen Henschel, Archiv Museen Tempelhof-Schöneberg
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  • Straßenszene in Schöneberg aus dem Jahr 1967. Im Hintergrund ist der Sportpalast zu sehen, der 1973 abgerissen wurde.
  • Foto: Jürgen Henschel, Archiv Museen Tempelhof-Schöneberg
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100 Schwarzweißbilder zum 100. Geburtstag: Das Schöneberg Museum eröffnet am Donnerstag, 16. November, um 18 Uhr die Ausstellung „Jürgen Henschel. Fotochronist im geteilten Berlin“.

Jürgen Henschel (1923-2012) hielt – vor allem mit seiner Kleinbildkamera – Nachkriegsruinen, den Wiederaufbau und auch den politischen Protest in West-Berlin fest. Weltbekannt ist seine Aufnahme des sterbenden Benno Ohnesorg, erschossen vom Polizisten Karl-Heinz Kurras bei einer Anti-Schah-Demonstration am 2. Juni 1967.

Blick auf den Schöneberger Gasometer 1976. Für den Bau des Wohnkomplexes „Schöneberger Terrassen“ wurde die vorher dort befindliche Bärenbier-Brauerei abgerissen. | Foto: Jürgen Henschel, Archiv Museen Tempelhof-Schöneberg
  • Blick auf den Schöneberger Gasometer 1976. Für den Bau des Wohnkomplexes „Schöneberger Terrassen“ wurde die vorher dort befindliche Bärenbier-Brauerei abgerissen.
  • Foto: Jürgen Henschel, Archiv Museen Tempelhof-Schöneberg
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Das Schöneberg Museum konnte für die Ausstellung aus einem riesigen Fundus auswählen. In seinem Archiv lagern 23 000 Negative von Jürgen Henschel. Die nun gezeigte Werkauswahl umfasst den Zeitraum von 1953 bis zur Wiedervereinigung. Viele Aufnahmen zeigen Motive aus Schöneberg, damals Sitz des Senats im dortigen Rathaus und langjähriger Wohnort des Fotografen. Auf seinen Bildern zu sehen sind die gesellschaftlichen Folgen des Mauerbaus, Massendemonstrationen und Hausbesetzungen, der umstrittene Autobahnbau und die Eintönigkeit der „modernen“, sozial geförderten Wohnsiedlungen.

Proteste gegen den Besuch des persischen Schahs vor dem Rathaus Schöneberg, 2. Juni 1967. Am selben Tag wurde bei einer Demonstration der Student Benno Ohnesorg erschossen. | Foto: Jürgen Henschel, Archiv Museen Tempelhof-Schöneberg
  • Proteste gegen den Besuch des persischen Schahs vor dem Rathaus Schöneberg, 2. Juni 1967. Am selben Tag wurde bei einer Demonstration der Student Benno Ohnesorg erschossen.
  • Foto: Jürgen Henschel, Archiv Museen Tempelhof-Schöneberg
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Arbeit und Leben von Jürgen Henschel sind eng mit der Stadt- und Weltgeschichte verbunden. Nach Erfahrungen als Wehrmachtssoldat und sowjetischer Kriegsgefangener wandte er sich pazifistischen und kommunistischen Ideen zu. Als Autodidakt begann er, Demonstrationen in beiden Teilen Berlins, politische Parteiarbeit, aber auch den Stadtumbau zu fotografieren, der ganze historische Viertel zerstörte. Ab 1967 arbeitete Henschel als Pressefotograf für die Parteizeitschrift „Die Wahrheit“ der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins. Die wurde von der DDR finanziert, war politisch allerdings recht unbedeutend.

Zu sehen ist die Ausstellung im Schöneberg Museum, Hauptstraße 40, bis zum 2. Juni 2024. Geöffnet ist täglich von 14 bis 18 Uhr, freitags von 9 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei. Informationen, auch über das Begleitprogramm, sind zu finden unter Telefon 902 77 61 63 und www.museen-tempelhof-schoeneberg.de.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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