Ausstellung zur Kolonialgeschichte im Museum Schöneberg mit Fokus auf den heutigen Bezirk

Museumsleiterin Irene von Götz am "Giftschrank" mit unangemessenen Begriffen. | Foto: KEN
5Bilder
  • Museumsleiterin Irene von Götz am "Giftschrank" mit unangemessenen Begriffen.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schöneberg. Es sei auffällig, dass das Thema nicht breit diskutiert werde, dass es in Schule und Studium so gut wie keine Rolle spiele, sagt Irene von Götz. Das Schöneberg Museum und seine neue Leiterin wollen das korrigieren und zeigen die Sonderausstellung „Forschungswerkstatt: Kolonialgeschichte in Tempelhof und Schöneberg“.

Die erste Ausstellung in der Verantwortung von Irene von Götz widmet sich der deutschen Kolonialgeschichte in den Grenzen des heutigen Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Der lokale Ansatz ist möglich, weil sich Schauplätze ehemaliger deutscher Kolonialpolitik in Schöneberg nachzeichnen lassen. Der Besucher findet sie im ersten Raum der Ausstellung auf einer historischen Karte markiert und begegnet ihnen beim Rundgang chronologisch und in Kapiteln wieder.

Doch zu Beginn wird erst einmal der eigene, gegebenenfalls immer noch diskriminierende Sprachgebrauch getestet. Dafür hat die „Race“- und „Gender“-Forscherin Natasha A. Kelly („Deutschland Stiefvaterland“) einen „Giftschrank“ für acht Begriffe gebaut, die man nicht mehr in seinem aktiven Wortschaft haben sollte.

Am Ende konfrontiert die mit politischer Korrektheit bewehrte Ausstellung ihre Besucher noch einmal mit scheinbar unausrottbaren „Fundstücken“ aus der Zeit des (deutschen) Kolonialismus: mit dem Usambara-Veilchen, dem Tsingtao-Bier, dem Gebäck „Kameruner“, Bezeichnungen à la „Kolonie Samoa“ und Mohrenstraße und dem – allerdings belgischen – Comic-Band „Tim im Kongo“, der erstmals 1930/31 erschien.

Dazwischen ist viel Wissenswertes über die deutsche Kolonialzeit zu erfahren und wie sie sich real im heutigen Bezirk widerspiegelte: in den Preußischen Eisenbahn-Regimentern, die hier kaserniert waren, im alten Botanischen Garten und der Botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien im heutigen Haus am Kleistpark, in der mit gigantischem Aufwand organisierten Deutschen Armee-, Marine- und Kolonialausstellung 1907 an der Rubens-, Ecke Begasstraße, im sogenannten VDA-Haus, dem Haus des „Verein des Deutschtums im Ausland“, in der Martin-Luther-Straße 97, in der Tempelhofer Schokoladenfabrik Sarotti mit ihrem umstrittenen Markenzeichen bis 2004, dem Sarotti-Mohren, mit Kinos für Kolonialfilme am Nollendorfplatz und anderen Themen mehr.

Für das letzte kleine Kapitel der Ausstellung hat das Museum mit dem Jugendclub Black History von „Joliba“, dem Verein postkolonialer Aktivisten der Berliner Schwarzen Community, zusammengearbeitet. Während der Ausstellungsvorbereitung haben die Club-Mitglieder für junge Besucher einen Kolonialwarenladen mit Kolonialwaren und heutigen Produkten eingerichtet und sich ein Spiel ausgedacht.

Zur Erweiterung seiner Sammlung zur Kolonialgeschichte bittet das historische Archiv des Bezirks um Abgabe von kolonialhistorischen Fundstücken, Briefen, Abbildungen, Postkarten, Sammelkarten, Kolonialwaren oder Mitbringseln. Die Objekte werden am 14. September der Öffentlichkeit vorgestellt. Ansprechpartnerin ist Marie Becker: Marie.Becker@ba-ts.berlin.de,  902 77 61 65. KEN

„Forschungswerkstatt: Kolonialgeschichte in Tempelhof und Schöneberg“: Schöneberg Museum, Hauptstraße 40/42, bis 3. Oktober sonnabends bis donnerstags 14 bis 18 Uhr, montags bis freitags 9 bis 14 Uhr, für Klassen nach Anmeldung:  902 77 61 63 und museum@ba-ts.berlin.de.
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 389× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 687× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 661× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.068× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.