Lebensgeschichte eines Hauses
Bewohner der Potsdamer Straße 156 haben geforscht

Die Postkarte (um 1906) zeigt die Gaststätte, die sich einst im Haus befand, das damals noch die Hausnummer 66 trug.  | Foto:  Zander & Labisch, Archiv der Museen Tempelhof-Schöneberg
  • Die Postkarte (um 1906) zeigt die Gaststätte, die sich einst im Haus befand, das damals noch die Hausnummer 66 trug.
  • Foto: Zander & Labisch, Archiv der Museen Tempelhof-Schöneberg
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Drei Schöneberger haben sich auf Spurensuche begeben und nachgeforscht, was sich früher in ihrem Haus zugetragen und wer dort gelebt hat. Herausgekommen ist die Ausstellung „Potsdamer Straße 156“, die bis Sonntag in der Galerie Zwitschermaschine zu sehen ist.

Mari Cantu, Marian Kiss und Philipp Dietrich, alle drei Filmemacher, leben schon lange im Gebäude. Irgendwann wollten sie mehr über dessen Geschichte wissen und stöberten in Adressbüchern. Dabei stießen sie auf Menschen, von denen einige wegweisende Persönlichkeiten ihrer Zeit waren, die aber so gut wie vergessen sind. Zu ihnen gehören die Schriftstellerinnen und Frauenrechtlerinnen Jenny Hirsch und Franziska von Kappf-Essenther. Der Mann von Kappf-Essenther war der Literat, Bühnenautor und Mitbegründer des Theater des Westens, Paul Blumenreich.

Auch über das Haus selbst stellte das Trio Nachforschungen an. Man fand heraus, dass es einen Vorläufer hatte, der 1854 fertiggestellt wurde. Das heutige Gebäude folgte 30 Jahre später und steht unter Denkmalschutz. Die Besitzverhältnisse wechselten damals rasch. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Potsdamer Straße – einst eine wichtige Geschäftsstraße – mit der Teilung der Stadt zu einer Sackgasse. Die gutbürgerliche Gegend wandelte sich zum Rotlichtmilieu, aus dem „Hotel Potsdam“ im Hochparterre wurde eines der ersten Bordelle West-Berlins. Auch der Drogenhandel hielt Einzug in der Gegend. Anfang der 1980er zogen Cantu, Kiss und Dietrich mit ihren kleinen Kindern ein. Ab dieser Zeit mischen sich in der Ausstellung Historie mit persönlichen Erinnerungen und Dokumenten. Außerdem wird thematisiert, was Menschen aus dem Kiez über ihr Verhältnis zu diesem Ort und zu seiner frisch entdeckten Vergangenheit erzählen.

Die Galerie Zwitschermaschine befindet sich ganz in der Nähe, in der Potsdamer Straße 161. Der Eintritt ist frei. Geöffnet ist von 16 bis 19 Uhr. Gefördert wird die Schau von der Dezentralen Kulturarbeit des Bezirksamts.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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