Das Coolste, seit es das Wochenende gibt: 20 Jahre Jugendmuseum Schöneberg

Marie Lorbeer vom Bundesverband der deutschen Kinder- und Jugendmuseen (rechts) gratuliert Museumsleiterin Petra Zwaka zum Jubiläum. | Foto: KEN
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Schöneberg. „Das Jugendmuseum ist das Coolste, seit es das Wochenende gibt.“ Der Eintrag eines Zwölfjährigen in das Besucherbuch steht beispielhaft für den Erfolg der Einrichtung. Ende August feierte es 20-jähriges Bestehen.

Wie „der gute Geist aus der Flasche“ sei das Museum vor zwei Dekaden in der Berliner Museumslandschaft erschienen, sagt Leiterin Petra Zwaka. Heute zählt das Experiment von damals zu den angesehendsten Kinder- und Jugendmuseen Deutschlands. Es arbeitet mit wenigen festen Stellen und über 30 freien Mitarbeitern.

Die Eröffnung 1995 mit einer Ausstellung zu 50 Jahre Kriegsende hatte eine Vorgeschichte. Eigentliche Initialzündung waren die fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen und Mölln Anfang der 90er-Jahre. Im Raum Berlin gründete sich als Reaktion die Initiative „Museen gegen Fremdenhass“ mit bundesweiter Ausstrahlung.

Der Beitrag des Schöneberger Heimatmuseums, dessen Leitung Zwaka 1991 übernommen hatte, waren mehrtägige Werkstatt-Projekte zu „Gewalt und Ausgrenzung in der Geschichte“. In den Mittelpunkt ihres Konzepts hatte Petra Zwaka die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gestellt, die selbst aktiv sein, forschen, fragen und ihre Mitteilungen öffentlich hörbar machen wollen. „Kulturelle Bildung“ – dieses Zauberwort gab es damals noch gar nicht –, Integration, aus der Geschichte lernen, Arbeit gegen Gewalt und Ausgrenzung waren die Hauptthemen.

Innerhalb der Reihe fanden eine Theateraktion zum Thema „Fremd in Schöneberg – Böhmen und Schöneberger im 18. Jahrhundert“, eine Ausstellung und ein Film zum Thema „Ausgrenzung – Juden und Nichtjuden am Werner-Siemens-Realgymnasiums“ sowie ein Hörrundgang durch das Bayerische Viertel zum Thema „Judenverfolgung“ statt.

Allein, die Museumsarbeit brauchte einen Raum. 1994 stellte der Bezirk dem Team die beiden ehemaligen „Millionenbauern-Villen“ an der Hauptstraße zur Verfügung. Seinerzeit war dort noch das Schulamt untergebracht.

„Die einzelnen Etappen des Museums waren immer sichtbar in einzelnen Ausstellungen, Projekten, Publikationen und Aktivitäten im Stadtteil“, so Kulturstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) über diesen „ungewöhnlichen und wunderbaren Ort“. Genannt sei die Dauerausstellung „Wunderkammern, Wunderkisten“. Das Herzstück des Museums basiert auf Exponaten aus der Sammlung des Schöneberger Heimatmuseums. Oder die aus einer Workshop-Reihe 2003 hervorgegangene Schau „Villa Global. Im Labyrinth der Kulturen“. Sie wurde nach zehn Jahren überarbeitet und 2014 als „Villa Global – The Next Generation“ neu eröffnet.

Wegweisend war und ist auch die Zusammenarbeit mit vielen Partnern. Dazu gehören das Jüdische Museum, die Kinderfreizeitstätte Lassenpark oder das Quartiersmanagement Schöneberger Norden.

„Ein Kindermuseum ist keine separate Kinderabteilung in einem Museum. Es ist ein ganzheitlicher Erfahrungsort, der Kinder und Jugendliche wahr- und ernst nimmt. Hier sind Angebote für junge Menschen nicht die Ergänzung zum Eigentlichen, sondern sie stehen im Mittelpunkt aller Aktivitäten“, sagte Stadträtin Kaddatz anlässlich der Jubiläumsfeier. In diesem Sinne wagt sich das Jugendmuseum auch an so sperrige Themen, wie an das aktuelle Modellprojekt „All Included. Museum und Schule gemeinsam für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“. Das vom Bund geförderte Projekt läuft über fünf Jahre. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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