Von hip bis bodenständig
Der etwa andere Tourismusführer zu Friedenau und Schöneberg
Christa wird sich über die kleine Werbung freuen. Die Markthändlerin auf dem Winterfeldtplatz ist eine der „Helden und Heldinnen“ in Brigitte Schmiemanns Buch „Mittendrin in Tempelhof-Schöneberg. Geschichte und Geschichten des Berliner Bezirks. Band 1: Schöneberg und Friedenau“.
Brigitte Schmiemann hat den handlichen Führer im Auftrag der Wirtschaftsförderung geschrieben. „Mittendrin in Tempelhof-Schöneberg“ ist für Berlin-Touristen, aber auch für Einheimische gedacht, die, so die Leiterin der Wirtschaftsförderung, Martina Marijnissen, „die Stadt mit Ecken und Kanten kennenlernen wollen“. Das 132-seitige, reich bebilderte Buch, das bestens für die Handtasche geeignet ist, beschreibt liebevoll in charmantem Plauderton Menschen, Ereignisse und Sehenswürdigkeiten. Eine Überfrachtung mit Zahlen, Daten und Fakten muss man nicht fürchten.
Brigitte Schmiemann ist die richtige Autorin für einen solchen Tourismusführer. Sie lebt seit mehr als vier Jahrzehnten in Schöneberg. Als Lokalredakteurin hat sie für die Berliner Morgenpost viele Jahre aus den Kiezen berichtet.
Was sie in den neun Kapiteln erzählt, sei nicht tagesaktuell, aber sehr wohl aktuell, sagt die Autorin. Sie wollte kein Geschichtsbuch schreiben, vielmehr ein Buch über das, was für die beiden Ortsteile wichtig sei. „In der Jetztzeit sind es vor allem die vielen unbekannten Menschen, die hier leben und arbeiten, die den Bezirk so interessant machen“, schreibt Autorin Schmiemann. „Das heutige Schöneberg ist ein wenig homogenes, vielfältiges Gebilde mit sehr unterschiedlichen Kiezen und Wohngebieten, einerseits kreativ, hip und unkonventionell, aber genauso auch bodenständig, sicherheitsbewusst und konservativ. Die Mischung macht’s, der gute Mix aus neugierigem Experimentieren und dem Festhalten am Bewährten.“
Brigitte Schmiemann kennt Menschen und Geschichten wie die von Christa, der Markthändlerin vom Winterfeldtplatz, die zwischen Berlin und dem Allgäu pendelt und ihren selbst hergestellten Käse verkauft. Klar, Schmiemanns Blütenlese ist subjektiv und sie musste sorgfältig auswählen, wen oder was von den Kiezgrößen oder Institutionen sie in ihr Buch aufnimmt. Das sei nicht immer eine leichte Aufgabe gewesen, gesteht sie. So erfährt der Leser Dinge über David Bowie, das KaDeWe, den Kleistpark oder das neue Urban Nation Museum, die anderweitig nicht so einfach zu finden sind.
Die Idee für „Mittendrin in Tempelhof-Schöneberg“ entstand aus den Kiezspaziergängen, die Bürgermeisterin Angelika Schöttler seit sieben Jahren anbietet. Die Rreihe ist sehr erfolgreich. An manchen Touren nehmen bis zu 300 Personen teil. Warum also nicht in einem Buch auf die vielen Angebote und Sehenswürdigkeiten aufmerksam machen? Finanziert wird das Projekt aus Mitteln der Citytax, der Übernachtungssteuer für Berlin-Touristen. Ein zweiter Band, der die südlichen Bezirksteile beschreibt, ist geplant.
Das Buch, das in einer Auflage von 2000 Stück erschienen ist, liegt für Touristen in den Hotels im Bezirk aus. Einwohner können sich den Band in den bezirklichen Bibliotheken ausleihen oder auf öffentlichen Veranstaltungen des Bezirks mitnehmen. Im Buchhandel ist es leider nicht erhältlich.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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