Werbung gucken – Kinos retten
Die Kampagne „Hilf deinem Kino“ unterstützt die Betreiber von Filmtheatern
Am 30. Juni dürfen die Kinos in Berlin wieder unter Corona-Bedingungen öffnen. Bis dahin versuchen Initiativen wie beispielsweise die Aktion „Hilf deinem Kino“ den Betreibern über die schwere Zeit hinwegzuhelfen.
Die Corona-Pandemie hat die Kinos in eine bisher noch nie erlebte Krise gestürzt. Vor allem kleinere Lichtspielhäuser hat die abrupte Schließung wirtschaftlich hart getroffen. Um die Folgen zumindest ein wenig abzumildern, hat der Hamburger Kinovermarkter, die Weischer Cinema Deutschland GmbH & Co. KG, Ende März die Kampagne „Hilf deinem Kino“ ins Leben gerufen.
Das Prinzip ist folgendes: Auf www.hilfdeinemkino.de gibt es eine Deutschlandkarte mit lauter roten Fähnchen. Diese markieren Standorte von Lichtspielhäusern. Wer sein „Lieblingskino“ anklickt, sieht die typischen Werbespots, wie sie normalerweise über die Leinwand flimmern. Im Anschluss kann noch gegen eine Gebühr ein Hauptfilm online angeschaut werden. Kinofans können aber auch gleich direkt helfen, indem sie auf den Spenden-Button klicken.
48 Stunden 66 000 Nutzer
Mit all diesen Möglichkeiten unterstützen Kinofans und Werbungtreibende gemeinsam das ausgewählte Kino. Die Aktion kommt gut an. Innerhalb der ersten 48 Stunden wurden die Werbespots von rund 66 000 Nutzern über 290 000 Mal angeklickt.
Eines der Berliner Kinos mit einem roten Fähnchen auf der Weischer-Landkarte sind die Eva-Lichtspiele in Wilmersdorf, eines der ältesten Kinos der Stadt. „Für uns ist klar, dass die Eva-Lichtspiele wieder öffnen werden, ob diese Krise nun ein, zwei oder mehr Monate andauern wird“, beteuert Betreiber Karlheinz Opitz. Es gab zwar Geld vom Staat. Das aber reicht nicht lange, weil Fixkosten für Miete und Personal eben weiterlaufen. Neben der Teilnahme an der Kampagne bieten die Eva-Lichtspiele ihren Besuchern Gutscheine oder virtuelle Kinokarten an.
Das Kino „Kiste“ in Hellersdorf wirbt auf seiner Homepage unter dem Slogan „Bleibt zu Hause und schaut Kino Werbung – so könnt ihr uns ganz einfach helfen“ für die Aktion. Das gerade erst wieder für sein innovatives Programm jenseits des Mainstreams vom Medienboard Berlin-Brandenburg ausgezeichnete Kino bittet den Besucher auf seiner Seite möglichst viel Werbung zu schauen. „Falls wir in der Vergangenheit zu wenig Werbung gezeigt haben, es gibt eine Initiative, die dieses Manko behebt“, heißt es dort.
Sehen wir uns bald wieder?
„Wir sehen uns wieder. Wir bleiben stark, mit eurer Hilfe“, äußert trotzig das Team vom Kino im Kulturhaus Spandau. Das einzige Programmkino in Spandau will durchhalten. Denn Kino sei Kultur und nicht bloße Unterhaltung, gut für die seelische Gesundheit.
Da schmerzt es, dass die Kampagne das Colosseum in Prenzlauer Berg nicht mehr retten konnte. Mit der Anmeldung der Insolvenz am 22. Mai fand eine fast 100-jährige Tradition ihr Ende. Seit 1924 wurden in der ehemaligen Tramwagenhalle an der Schönhauser Allee Filme gezeigt. Zuletzt gehörte das Collosseum zur UCI-Kinowelt-Gruppe.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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