Ehrung für zwei verdiente Männer:
Ein Platz für Richard von Weizsäcker, ein Saal für Coco Schumann

Grüne, CDU und FDP haben sich zusammengetan, um zwei Männer zu ehren. Sie haben in der Bezirksverordnetenversammlung den Antrag gestellt, den Kaiser-Wilhelm- in Richard-von-Weizsäcker-Platz umzubenennen. Außerdem soll der Ausstellungsraum im Rathaus Schöneberg den Namen von Swingmusiker Coco Schumann tragen.

Ursprünglich hatte die CDU vorgeschlagen, Richard von Weizsäcker einen Raum im Rathaus zu widmen. Die Grünen jedoch dachten größer und brachten den Kaiser-Wilhelm-Platz ins Gespräch. Schließlich sei der Politiker nicht nur 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister in West-Berlin gewesen, sondern auch der erste Bundespräsident des vereinten Deutschlands.

Zudem gelte seine Rede, die er am 8. Mai 1985 hielt, 40 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als wegweisend. Weizsäcker hatte damals ausdrücklich betont, dass der Tag für die Deutschen keine Niederlage, sondern eine Befreiung von einem menschenverachtenden System gewesen sei. Der Applaus im In- und Ausland war groß.

Mit dem Coco-Schumann-Saal soll an einen Musiker erinnert werden, der seine ersten Auftritte in Schöneberg hatte. Nachdem die Nazis Jazz verboten hatten, machte er in illegalen Clubs weiter. Als Sohn einer jüdischen Mutter wurde er 1943 verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Er überlebte. Nach Kriegsende spielte er eine wesentliche Rolle bei der Wiederbelebung des Berliner Kulturlebens und der Jazz-Szene. Zeugnisse aus dem Leben von Coco Schumann, der eigentlich die Vornamen Heinz Jakob trug, sind in der Dauerausstellung „Wir waren Nachbarn“ im Rathaus zu sehen. Dort werden Biografien jüdischer Zeitzeugen präsentiert und an die Opfer des Holocausts erinnert. Dieser Ausstellungsraum soll nach dem Musiker benannt werden.

Der Bezirksverordnete Bertram von Boxberg (Grüne) sagt: „Richard von Weizsäcker und Coco Schumann haben sich jeder auf seine Weise um unsere Stadt und unser Gemeinwesen verdient gemacht. Sie angemessen zu würdigen, sollte Anliegen aller Demokraten sein.“ Deshalb lade er auch die „noch fehlenden anderen demokratischen Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung“ ein, sich den Anträgen anzuschließen.

Damit spielt er auf die SPD und die Linke an. Die nämlich finden es wichtiger, bei Neu- und Umbenennungen Frauen zu berücksichtigen, weil ihre Namen im Straßenbild stark unterrepräsentiert sind. „Außerdem finden wir den Vorschlag, den Kaiser-Wilhelm-Platz nach Richard von Weizäcker zu benennen, nicht passend, weil er mit Schöneberg wenig zu tun hat“, so Elisabeth Wissel, Fraktionsvorsitzende der Linken.

Den Ursprungsantrag der CDU, Richard von Weizsäcker den Ausstellungsraum im Rathaus zu widmen, hätte ihre Fraktion dagegen unterstützt – unter der Bedingung, dort auch den Text seiner berühmten Rede zu veröffentlichen. „Die Halle nach Coco Schumann zu benennen, passt aber auch gut zur Dauerausstellung“, so Wissel.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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