Von Berlin aus auf den Jakobsweg
Erste Beschilderung in der Hauptstadt vorgenommen
Das Wetter war an diesem Tag ideal. Ein leichter Wind wehte. Es war weder zu heiß noch zu kühl. Warum also nicht die Stiefel schnüren und losmarschieren? Zum Beispiel auf dem Jakobsweg.
Im vergangenen Jahr gingen weltweit 374 000 Menschen auf Pilgerschaft gen Santiago de Compostela. Wie sagte schon Goethe: „Europa ist auf der Pilgerschaft geboren, und das Christentum ist seine Muttersprache.“
Der Jakobusweg, den nicht jeder unbedingt aus religiösen Gründen geht, führt an der rückwärtigen Seite der Schöneberger Gartenarbeitsschule vorbei. Am Zaun haben am 23. Juni die Stadträte Oliver Schworck (SPD) und Matthias Steuckardt (CDU) zusammen mit Schulleiterin Susanne Müller-Kahl, den Vorstandsmitgliedern der Jakobusgesellschaft Brandenburg-Oderregion, Katharina Maak und Frank Leutloff, Ita Höttges vom Vorstand der angrenzenden Kleingartenkolonie „Neue Zeit“ und Jörg Steinert, dem Beauftragten der Jakobusgesellschaft für Berlin, die erste Beschilderung des Jakobswegs in der Stadt feierlich angebracht. Die Ausschilderung durch Berlin geht auf eine Initiative von Jörg Steinert zurück. „Der Termin ist nicht zufällig gewählt“, sagt Steinert. Zwei Tage nach Beginn der Ausschilderung haben die Sommerferien begonnen. „Warum ins Ausland fliegen mit vielen Unsicherheiten, wenn die Reise mit dem ersten Schritt in Berlin beginnen kann?“, fragt er.
Das fünf Meter lange Banner ist auch gut von der ICE-Strecke Berlin-Leipzig aus zu erkennen. Während die Fahrt mit dem Zug eine Stunde dauert, benötigt man für die Strecke zu Fuß etwa eine Woche. Der Weg bis nach Santiago de Compostela in Spanien ist 2963 Kilometer lang.
„Hinter Berlin verläuft der Jakobsweg durch die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg. Nach etwa 900 Kilometern durch Deutschland läuft man durch die Schweiz, Frankreich und Spanien. Der Jakobsweg verbindet die Länder in Europa bereits seit vielen Hundert Jahren. 1987 wurde er daher als erster Europäischer Kulturweg zertifiziert“, erläutert Katharina Maak.
In Tempelhof-Schöneberg würden noch weitere Jakobswegweiser installiert, so Stadtrat Oliver Schworck, der für Sport, Jugend und Schule zuständig ist. Auch Stromnetz Berlin habe angekündigt, seine Stromkästen entlang des Jakobswegs in Berlin entsprechend zu gestalten, ergänzt Jörg Steinert. Laut Kulturstadtrat Matthias Steuckardt wird der Berlin-Beauftragte im Sommer 2021 an der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg Kurse zum Thema geben.
Das Banner an der Gartenarbeitsschule ist mit einem QR-Code versehen. Darüber gelangt man zu einem Herbergsverzeichnis. Irgendwann müssen die müden Beine schließlich ausruhen. „Wir geben eigene Pilgerpässe für die Region aus“, kündigte Frank Leutloff an. „Und es wird auch Kinderpilgerpässe geben.“ Das ist bisher weltweit einmalig.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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