Angeworben – Ausgewandert – Geflüchtet
Freiluftausstellung vor der Zwölf-Apostel-Kirche erzählt Geschichten von elf Migranten
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- Elf Menschen unterschiedlichen Alters erzählen über ihre Motive, die Heimat zu verlassen und das Ankommen in Berlin.
- Foto: Schilp
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Elf Männer und Frauen ausländischer Herkunft wurden für die neu konzipierte Open-Air-Ausstellung „Angeworben – Ausgewandert – Geflüchtet. Ankommen in Schöneberg Nord 1961 bis 2022“ interviewt und porträtiert. Das Ergebnis ist jetzt in Form von Bildern und Texten vor der Zwölf-Apostel-Kirche zu sehen.
Zuvor hatte die Ausstellung bereits an der Pallasstraße Station gemacht (wir berichteten). Die Porträtierten erzählen sehr persönlich über ihre Kindheit, ihre Motive, die Heimat zu verlassen und über ihre Erfahrungen in Deutschland. Zu Wort kommen Menschen im Alter von 30 bis 75 Jahren. Alle haben einen engen Bezug zum Schöneberger Norden, die meisten leben und arbeiten hier.
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- Die Ausstellung war im Sommer in der Pallasstraße zu sehen.
- Foto: Schilp
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Drei der Interviewten wurden in den 1970er-Jahren von Deutschland angeworben, verließen ihre Heimat in der Türkei und bauten sich als sogenannte Gastarbeiter ein neues Leben in Berlin auf. Fünf weitere sind aus unterschiedlichen Gründen ausgewandert, kamen Anfang der 1970er-Jahre aus Polen oder in den 1990er-Jahren als Russlanddeutsche nach Berlin. Aus Angst vor dem Krieg flüchteten drei weitere der vorgestellten Personen, darunter 2017 ein Iraner und erst vor Kurzem Lilia N., eine junge Ukrainerin.
Wie denken Europäer?
Geboren 1993 im Südosten der Ukraine, kam Lilia N. im März, nach Ausbruch des Krieges, nach Berlin. Sie war sehr über die Internationalität der Stadt erstaunt. „Es ist gut, dass es solche Orte gibt“, sagte sie im Interview. Der Iraner Mamad F. engagiert sich in der Gemeinde der Zwölf-Apostel-Kirche. Sein Wunsch: „Die Kultur der Europäer besser kennenlernen.“ Er fragt sich, wie die Europäer denken und leben. „Und ich habe jeden Tag versucht, herauszufinden, welches Verhalten wichtig ist, denn ich will langsam alles in meinem Leben verändern“, erzählt Mamad.
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- Mamad F. engagiert sich in der Gemeinde.
- Foto: Marion Schütt/synopsisfilm
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Seit 1977 lebt Nese F., geboren 1971 in Anatolien, im Schöneberger Norden. Nachdem ihre Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, begann sie eine Ausbildung zur Bildungsbotschafterin, unterstützte Eltern, die kaum Deutsch sprachen. Heute arbeitet sie als Gastgeberin im Nachbarschafts- und Familienzentrum Kurmark, begrüßt die Menschen, leitet sie weiter und managt den Telefondienst. Auf die Frage „Wo ist Ihre Heimat?“ antwortet Nese, sie fühle halb als Türkin, halb als Deutsche. „Wenn wir in die Türkei fahren, sind wir Ausländer, in Deutschland auch. Da frage ich mich, wohin gehöre ich?“
Interesse am Thema Migration wecken
Die als Wanderausstellung konzipierte Freiluftschau soll das Interesse der Besucher am Thema Migration und Ankommen wecken. Entwickelt wurde das Projekt von der Historikerin, Fotografin und Filmemacherin Marion Schütt, Inhaberin von synopsisfilm, und der Sozialpädagogin Johanna Kalkowski vom Pestalozzi-Fröbel-Haus. Synopsis Film mit Sitz in Schöneberg verwirklicht biographische Projekte in Berlin und Brandenburg.
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- Lilia N. kam im März nach Ausbrauch des Krieges in der Ukraine nach Berlin. Sie war überrascht über die Internationalität er Stadt.
- Foto: Marion Schütt/synopsisfilm
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Die Ausstellung vor der Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostel-Kirche 1, ist noch bis zum 31. Dezember zu sehen. Es gibt ein Begleitheft zur Schau. Gefördert wurde das Projekt über den Spendenfonds Schöneberg Nord des Bezirksamts.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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