Grünanlage im Wandel der Zeit
Günter Karl Bose sammelte Fotos und Geschichten zum Rudolph-Wilde-Park
Vor Kurzem ist das Buch „Stadtpark Schöneberg“ von Günter Karl Bose erschienen. Es ist die erste Monografie über die Grünanlage, die heute Rudolph-Wilde-Park heißt. Nachgezeichnet wird die Entwicklung von der Planung bis heute.
Den Großteil des Buches machen historische, zum Teil bisher unveröffentlichte Fotografien aus. Zu betrachten sind beispielsweise die Ausschachtung des Ententeichs, der Bau des U-Bahnhofs, im Winter rodelnde Kinder, elegante Flaneure, aber auch die Zerstörungen, die der Zweite Weltkrieg hinterließ. Ergänzt werden die Abbildungen von Bildern aus den Jahren 2010 bis 2021, aufgenommen von Günter Karl Bose, die den Park im Wechsel der Jahreszeiten zeigen.
Für Informationen über die Entstehungsgeschichte und Gestaltung der Anlage sorgt ein siebenseitiges Essay des Architekturhistorikers Peter Güttler. Er berichtet beispielsweise, dass das Gelände nur deshalb nicht mit Wohnhäusern bebaut wurde, weil hier eine nacheiszeitliche Rinne verlief, sprich: es war zu feucht.. Deshalb entschloss sich die junge Stadt Schöneberg, das Areal als Grünzug zu erhalten. Schon 1906 begannen die Planungen. Doch die gärtnerischen Arbeiten konnten erst beginnen, nachdem der U-Bahnhof Stadtpark Schöneberg (heute: Rathaus Schöneberg) Ende 1910 eröffnet hatte. Im August 1912 war alles fertig, zum krönendem Abschluss wurde der Goldene Hirsch, das Wappentier der Stadt, auf seinen Platz gesetzt.
Günter Karl Bose lässt in seinem Buch auch berühmte Persönlichkeiten zu Wort kommen, die in der Nähe wohnten. So erfährt der Leser, dass Helmut Newton als Kind den Park hasste, weil ihn seine Mutter bei jedem Wetter nach draußen scheuchte. Marcel Reich-Ranicki las hier einer Freundin Texte von Schiller, Kleist, Shakespeare und Heine vor und Gottfried Benn streifte nach dem Zweiten Weltkrieg durch die verwüstete Anlage. „Sich abfinden und gelegentlich aufs Wasser sehen“, schrieb er dazu resigniert. Nach dem ersten Schöneberger Oberbürgermeister Rudolph Wilde ist die Anlage übrigens erst seit 1963 benannt. Zuvor trug der Rathausvorplatz seinen Namen. Doch der wurde am 25. November 1963, drei Tage nach dem tödlichen Attentat auf John F. Kennedy, nach dem amerikanischen Präsidenten benannt.
Günter Karl Bose: Stadtpark Schöneberg, 144 Seite, ca.100 Abbildungen, Verlag für Berlin-Brandenburg (vbb), ISBN 978-3-96982-055-1, 25 Euro.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.