Weil sie eben Frauen waren
Initiative der Zwölf-Apostel-Kirchhöfe erinnert an Schriftstellerinnen

Nur wenige werden heute wissen, dass die einst populäre Autorin historischer Abhandlungen, Fanny Arndt, in diesem Haus in der Steinmetzstraße wohnte.  | Foto: KEN
  • Nur wenige werden heute wissen, dass die einst populäre Autorin historischer Abhandlungen, Fanny Arndt, in diesem Haus in der Steinmetzstraße wohnte.
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Künstlerinnen und Schriftstellerinnen sind gegenüber ihren männlichen Kollegen zumindest vernachlässigt, häufig jedoch vergessen worden. Die Zwölf-Apostel-Kirchhöfe bezwecken mit ihrer Initiative „Die Frauen auf den Kirchhöfen“, dass sie wieder wahrgenommen werden.

Von vielen bedeutenden Frauen, die ihre letzte Ruhe hier gefunden haben, sind die Grabstellen verschwunden. „Auch wenn Leben und Werk der Frauen dieser Zeit bedeutend waren, gerieten sie in Vergessenheit, vielleicht nur, weil sie eben Frauen waren“, vermutet der Sprecher der Zwölf-Apostel-Kirchhöfe, Bertram von Boxberg.

Wo sich früher ihre Gräber befanden, werden Gedenksteine gesetzt. Denn nur wer wahrgenommen werde, existiere, schreibt die Journalistin Bettina Wohlfahrt. Das gilt auch für die Berliner Schriftstellerinnen Fanny Arndt (1827-1906), Dora Duncker (1855-1906), Clementine Helm (1825-1896) und Sara Hutzler (1853-1893). Für sie werden am 2. September 16 Uhr auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof, Kolonnenstraße 24-25, Gedenksteine feierlich enthüllt. Bürgermeisterin Angelika Schöttler hat ihr Kommen zugesagt. Die Schauspielerin Silke Jensen wird aus den Werken der vier Frauen lesen. Der Eintritt ist frei.

Wer zu den Schriftstellerinnen recherchiert, stößt zunächst auf das „Lexikon deutscher Frauen der Feder” von 1898. Sophie Pataky hat hier viele Informationen zusammengetragen. Am umfangreichsten ist der Eintrag zu Fanny Arndt. Sie wohnte in der Steinmetzstraße 1. Arndt hatte eine vorzügliche Erziehung und Ausbildung erhalten, konnte sich aber erst nach dem Tod der Mutter in den späten 1850er-Jahren der Schriftstellerei widmen. Nach der Veröffentlichung eines Romans betrieb Fanny Arndt Geschichtsstudien. Sie schrieb eine Biographie des preußischen Staatsmannes Hardenberg, „Hardenbergs Leben und Wirken als Staatsmann“, und „Die Deutschen Frauen in den Befreiungskriegen: Historische Biographien“. Nach dem Tod ihres Vaters ging Arndt 1872 nach Italien, veröffentlichte einiges zur italienischen Einigungsbewegung und heiratete 1874 den Landschaftsmaler Arthur Blaschnik. Sechs Jahre später kehrte sie nach Berlin zurück.

Noch weltläufiger war die Tochter des Verlegers Alexander Duncker. Im elterlichen Hause habe „ein reger, künstlerischer Verkehr” geherrscht, notiert Sophie Pataky. Dora Duncker bereiste Österreich, Italien und die Schweiz. Sie war mit den Malern Carl Theodor von Piloty, Hans Makart und Franz von Lenbach sowie mit dem Schriftsteller Paul Heyse befreundet. Eine Ehe, aus der eine Tochter hervorging, hielt nur wenige Jahre. Danach lebte sie als freie Schrifstellerin in Berlin. Dora Duncker schrieb Romane, etwa den Berliner Sittenroman „Die Goldfliege” 1894, Erzählungen, Essays, Gedichte und Theaterstücke. Sie war Theaterkritikerin und gab zwölf Jahre den Kinderkalender „Buntes Jahr” heraus.

Clementine Helm, eine vielgelesene Kinder- und Jugendbuchautorin, deren Bücher es immer noch gibt, machte sich mit „Backfischchens Leiden und Freuden” 1863 einen Namen. Sie schrieb rund 40 Romane für Mädchen. Viel Autobiographisches steckt in diesem sogenannten Backfischroman. Früh war Helm Vollwaise. Sie wuchs bei einem Onkel, einem Schulrat in Merseburg, und anschließend bei einem anderen Onkel, dem Mineralogen Christian Samuel Weiss, in Berlin auf. Nach dem Besuch des königlichen Luisenstifts ließ sie sich zur Erzieherin ausbilden. Verheiratet war Clementine Helm mit dem Geologen und Paläontologen Heinrich Ernst Beyrich.

Auch Sara Hutzler schrieb vornehmlich Kinder- und Jugendgeschichten. Die in St. Louis in Missouri geborene Schriftstellerin war in zweiter Ehe mit dem österreichischen Theaterschauspieler Josef Kainz verheiratet. 1878 zog sie mit ihren Kindern nach Berlin. Zu ihren Veröffentlichungen gehören Werke wie „Jung Amerika. Aus dem New Yorker Leben” und „Junge Herzen. Erzählungen für die reifere Jugend”, beide 1884, „Kleine Menschen. Aus dem Kinderleben“ (1886), die Erzählung „Nora“ (1887), „Im Bann der Liebe” (1889).

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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