Integrationszentrum von "Harmonie" wirbt für seinen Verbleib im Kiez
Schöneberg. Der Verein „Harmonie“ in der Katzlerstraße nutzte den stadtweiten Tag „Für ein schönes Berlin“ für eine eigene Aktion.
Viele Hände halfen tatkräftig mit, eine Baumscheibe vor dem Integrationszentrum von Unkraut zu befreien, frische Muttererde zu verteilen, Blumen zu pflanzen und zum Schutz des frischen Grüns einen kleinen Zaun zu bauen.
Harmonie-Geschäftsführerin Larissa Neu sprach von einer „tollen Aktion“. Gemeinsam mit dem Quartiersmanagement für den Schöneberger Norden und dem Projekt „Mieten und Wohnen“ hatte der Verein überlegt, wie die Baumscheibe neu gestaltet und bepflanzt werden könne. Fachmännischen Rat steuerte Landschaftsarchitektin Sylvia Martin bei.
Bei der Pflanzaktion ging es aber nicht allein um das gemeinschaftliche Gärtnern. „Harmonie“ nutzt jede Gelegenheit, um auf die schwierige Situation des Vereins aufmerksam zu machen. Dem Integrationszentrum, einer wichtigen Einrichtung in der von weiteren wichtigen Kiezeinrichtungen gesäumten Katzlerstraße, droht der Rausschmiss.
Nach der Kündigung zum 29. Februar und dem Widerspruch des Vereins „Harmonie“ hatte der neue Hauseigentümer, die Formica GbR, vertreten durch Anwalt Bernhard Grote, Räumungsklage beim Landgericht eingereicht. Das Gericht hatte verfügt, die Räumungsklage aufzuschieben, bis ein anderer Rechtsstreit, nämlich der zwischen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und Bezirksamt über dessen geltend gemachten Vorkaufsrechts, entschieden ist. Nach Informationen des Quartiersmanagements hat der Eigentümer gegen den Beschluss des Landgerichts Beschwerde beim Kammergericht eingereicht. „Der Streit vor Gericht geht also weiter“, so QM-Mitarbeiter Remzi Uyguner.
Zur Erinnerung: Formica hatte im Januar 2015 die drei Häuser Großgörschenstraße 25-27 und Katzlerstraße 10-11 von der BImA zum Höchstpreis von 7,8 Millionen Euro gekauft. Formica ist noch nicht als Eigentümer im Grundbuch eingetragen, hat aber dem Verein Harmonie über ihre beauftragte Hausverwaltung, die A-bis-Z Haus- und Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH aus Potsdam, die Kündigung ins Haus geschickt.
Ins Spiel gekommen war zeitweilig auch der überregional tätige Verein „Flüchtlingspaten Syrien“. Er hatte seinen Sitz in der Großgörschenstraße 25. Von Bernhard Grote bekam er die Harmonie-Räume angeboten. Nach den Protesten gegen die Kündigung von „Harmonie“ sind die Flüchtlingspaten nach Moabit umgezogen. Deren Gründer, der Jurist Ulrich Karpenstein, so hat de Zeitschrift „Mieter-Echo“ herausgefunden, vertritt in Gerichtsverfahren unter anderem die BImA.
Anlässlich der Bepflanzung der Baumscheibe sagte Remzi Uyguner, die Aktion sei eigentlich eine Botschaft an Formica und Grote, die Räumungsklage gegen den Verein zurückzuziehen. Der Verein „Harmonie“ sei ein wichtiger Teil der Aufgabe, im benachteiligten Kiez Nachbarschaften zu stärken, das heißt, Menschen, die im Kiez wohnen, miteinander bekannt zu machen, sodass der Zusammenhalt allmählich wächst. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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