Bunte Vielfalt in Schwarz-Weiß
John Kolya Reichart hat 100 Bewohner seiner eigenen Straße fotografiert

Alt und Jung, elegant und schlicht: Menschen aus der Eisenacher Straße. | Foto:  John Kolya Reichart
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  • Alt und Jung, elegant und schlicht: Menschen aus der Eisenacher Straße.
  • Foto: John Kolya Reichart
  • hochgeladen von Susanne Schilp

„Eisenacher Hundert – Gesichter einer Straße“ heißen die Ausstellung und das Buch des Fotografen John Kolya Reichart. Er hat Menschen porträtiert, die allesamt in der Eisenacher Straße wohnen. Das Besondere: Für jedes Lebensjahr, von 1 bis 100, steht eine Person.

Ur-Berliner und Zugezogene, laute Familien und stille Einzelgänger, Blutjunge und Steinalte, Biedermänner, Hausfrauen und Paradiesvögel: Reichart hat sie alle abgelichtet. In Schwarz-Weiß, analog und immer in einem ähnlichen Bildausschnitt.

Auch er selbst ist in der Eisenacher zu Hause, ein besonderer Ort, wie er findet. Denn hier sei die Bewohnerschaft noch sehr gemischt, hier lebten weder überwiegend Familien noch nur hippe Leute oder Ältere. Die Straße habe viele Gesichter, mal mondän, mal karg, mal beschaulich, mal studentisch.

Seine Modelle zu finden, war ein Stück Arbeit. „Bist du Eisenacher*in?“ lautete der erste Satz des Aufrufs, den er an Hauswände und Laternen klebte und in Läden entlang der zwei Kilometer langen Straße auslegte. Recht schnell meldeten sich die Ersten, die meisten von ihnen mittleren Alters. Schwieriger sei es gewesen, an Kinder heranzukommen, da müssten ja natürlich erst einmal die Eltern gefragt werden, berichtet Reichart. Auch bei den Senioren war es nicht einfach. So zog er los, ging in Freizeitstätten, Apotheken, Heime, wandte sich an Pflegedienste. Als er alle beisammen und fotografiert hatte, traf er jeden Einzelnen noch einmal, präsentierte ihm das ausgewählte Porträt und fragte: „Wen siehst du auf diesem Bild?“ Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen sprachen über sich und Reichart verfasste kurze Texte. So erzählt das Projekt in 100 Bildern und persönlichen Notizen ein langes Menschenleben, zusammengesetzt aus vielen unterschiedlichen Biografien. „Im täglichen Trubel der Großstadt mit vollem Terminkalender wird unsichtbar, was vor der Tür liegt: eine vielseitige und bunte Welt voller spannender Menschen mit ihren einzigartigen Lebensgeschichten“, so der Fotograf.

Wer die Bilder sehen möchte, kann gleichzeitig auch John Kolya Reichart kennenlernen. Bis zum 29. Juli ist er immer dienstags und freitags zwischen 17 und 20 Uhr und sonnabends zwischen 12 und 20 Uhr im Atelier „Tamschick Media + Space Lab“, Eisenacher Straße 57. Dort ist auch der Fotoband zu haben, er kostet 38 Euro.

Alt und Jung, elegant und schlicht: Menschen aus der Eisenacher Straße. | Foto:  John Kolya Reichart
Das Ausstellungplakat spiegelt die Unterschiedlichkeit der Bewohner wider. | Foto: John Kolya Reichart
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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