Kriegsgräberfeld auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof erweitert
"Auch nach dem Tod behält der Mensch seine Würde. Friedhöfe sind Einrichtungen für die Lebenden. Kriegsgräber sind Gedenkstätten, ständige Mahnung und Aufforderung, es besser zu machen."
Fritz Felgentreu, Landesvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, sprach diese Worte auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof. Dort wurde unlängst die Erweiterung des Gräberfelds für die Opfer der beiden Weltkriege mit einer Andacht eingeweiht.
Gemeindepfarrer Burkhard Bornemann sagte, die Namen der Toten sollen ewig in Erinnerung bleiben, „so wie sie sie bei ihrer Geburt erhalten haben“. Derzeit gebe es in 28 Ländern der Erde Kriege und gewalttätige Konflikte, so Bornemann.
Insgesamt befinden sich 318 Gräber mit 350 Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft auf dem Gräberfeld am Werdauer Weg. Sie alle genießen ein dauerhaftes Ruherecht, so Bertram von Boxberg, Sprecher der Zwölf-Apostel-Kirchhöfe.
Im erweiterten Gräberfeld ruhen 55 Soldaten des Ersten Weltkriegs, 44 Soldaten des Zweiten Weltkriegs und – zahlenmäßig die größte Opfergruppe – Zivilisten, die zum Beispiel bei Bombenangriffen auf die Stadt ums Leben kamen. Das erste zivile Opfer ist bereits im März 1941 gestorben. Zwei Wehrmachtssoldaten fielen schon im September 1939, einer direkt am 1. September beim Angriff auf Polen.
1999 wurden 144 Gräber, die zuvor in sogenannter Streulage auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof an der Kolonnenstraße gelegen hatten, in eine geschlossene Anlage am Werdauer Weg umgebettet. Seit 2015 erfolgten im Auftrag und unter Federführung der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz weitere Umbettungen von 91 Gräbern vom Kirchhof Alt Schöneberg auf den Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof.
Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) sagte, das Kriegsgräberfeld am Werdauer Weg sei Teil der bezirklichen Erinnerungskultur und ein „sichtbares Mahnmal gegen den Krieg“. Dessen Opfer nicht zu vergessen, sei „gelebte Menschlichkeit“.
Gleichzeitig mit der Einweihung wurde eine kleine Ausstellung in der Wartehalle des Kirchhofs eröffnet. Die Berliner Künstlerin Sigrid Weise hat Grabsteine von Opfern des Zweiten Weltkriegs fotografiert und durch Überlagerung gleicher Inschriften gestaltet. 2018 erscheint das Buch „Ruhe.Stätte“ mit weiteren Fotoarbeiten der Künstlerin. Sieben Motive der Serie „Unbekannt“ sind in der Wartehalle zu sehen.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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