Bohnen-Männchen in Schöneberg
Londoner Streetartkünstler gestaltet Fassade des Urban Nation Museums
Man muss schon mit wachem Auge am Haus entlang gehen, um alles zu erfassen. Auf 50 mal sieben Metern wird hier in vielen Episoden eine Geschichte erzählt. Im Rahmen des Programms „One Wall“ haben der Brite mit dem Pseudonym „Dave the Chimp“ und vier weitere Streetart-Künstler die Fassade des Urban Nation Museums in Schöneberg neu gestaltet.
Man wähnt sich an einer archäologischen Grabungsstätte. Vielleicht ist es Stonehenge, vielleicht ein anderer Ort. Bevölkert wird die Szenerie in der Bülowstraße 7 von „Bohnen-Männchen“ in fröhlichem Orange. Sie steigen auf Leitern. Sie schleppen wie Obelix riesige Menhire. Sie dösen im Liegestuhl. Sie kleben Plakate. Sie steuern Bagger.
Die „Human Beans“ sind Daves Berliner Markenzeichen. Sie erinnern ihn an England. Engländer liebten weiße Bohnen, so der Künstler. Daves „Bohnen-Männchen“ agieren nie alleine. Die beschwerliche Arbeit könnten sie nicht ohne Zusammenarbeit mit anderen meistern. Das Wandbild stehe für Zusammenhalt und gesellschaftliche Solidarität und sei ein „starker Kommentar zur aktuellen Corona-Situation“, so Jan Sauerwald, Direktor des Urban Nation Museums.
Wir statt ich
„Wenn man die Gelegenheit bekommt, etwas Wichtiges zu tun, sollte man andere mitnehmen. Aus diesem Grund habe ich Freunde eingeladen, sich mir bei der Fassadengestaltung anzuschließen. ,Wir', nicht ,Ich', sollte das Ziel von jedem sein“, erläutert Dave the Chimp. Mitgewirkt an dem Fassadenwerk haben die in der Szene als Mina, Señor Schnu & Lunartik sowie Humble Writerz bekannten Streetart-Künstler.
Über die Annäherung an die Museumsfassade sagt Dave: „Die Wand verlangt vom Betrachter, dass er von seiner Couch aufsteht und nach draußen geht, um die Wand zu erkunden. Geht nach draußen! Erforscht die Wand! Seht ein Abenteuer! Und lasst euer Telefon zu Hause.“
Dave „der Schimpanse“ lebt und arbeitet seit 2008 in Berlin. Damals kam er wegen einer Ausstellung in Kreuzberg in die Bundeshauptstadt – und blieb. Er habe London verlassen müssen, weil es dort einfach zu stressig sei, hat der Künstler einmal erzählt.
Raum für die Berliner Streetart-Szene
Streetart steht bei Dave the Chimp nicht unbedingt im Mittelpunkt künstlerischen Schaffens. Er bedient sich vieler Ausdrucksformen: Unter anderem entwirft er Grafiken für Skateboard-Firmen, zeichnet Comicstrips, arbeitet als Regisseur für Musikvideos und ebenso für Fernsehspots.
„Die neue Fassadengestaltung ist ein schönes Beispiel für die Vielseitigkeit der Berliner Streetart-Szene,die uns als Museum für urbane Kunstformen sehr interessiert und mit der wir uns auch zukünftig vermehrt beschäftigen werden“, sagt Museumsdirektor und Kurator des Fassadenprogramms, Jan Sauerwald.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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