Von der Kohlenhandlung zum Gedenkort
Lottoausschuss sagt 350 000 Euro Fördermittel für geschichtsträchtigen Ort an der Torgauer Straße zu

Aus den Baracken der Kohlenhandlung soll ein Lern- und Gedenkort werden. Anwohner engagieren sich seit Jahren dafür. | Foto:  Arbeitskreis
  • Aus den Baracken der Kohlenhandlung soll ein Lern- und Gedenkort werden. Anwohner engagieren sich seit Jahren dafür.
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Aus der ehemaligen Kohlehandlung in der Torgauer Straße soll der „Lern- und Gedenkort Annedore und Julius Leber“ werden. Seit neun Jahren arbeiten Anwohner darauf hin. Jetzt hat der Lottoausschuss dem Projekt eine satte Summe in Aussicht gestellt.

Die frühere Kohlenhandlung an der Ecke Torgauer und Gotenstraße zählt mit dem ehemaligen SA-Folterkeller in der Papestraße oder dem „Volksgerichtshof“ im Kleistpark zu den authentischen Orten der Tempelhof-Schöneberger Erinnerungskultur.

In dem Holzbau arbeitete der Journalist und Widerstandskämpfer Julius Leber nach seiner KZ-Haft und traf hier bis zu seiner Festnahme, Verurteilung zum Tode und Hinrichtung Gleichgesinnte aus dem zivilen Widerstand. Im Krieg wurde das Gebäude zerstört. Lebers Ehefrau Annedore betrieb die Kohlenhandlung weiter und ließ 1950 einen Flachbau errichten. Dort gründete sie ihren Mosaikverlag. Auf der östlichen Seite des Geländes kam später ein Anbau hinzu.

Seit rund neun Jahren bemühen sich der Stadtteilverein Schöneberg und sein 2012 gegründeter Arbeitskreis „Lern- und Gedenkort Annedore und Julius Leber“ ehrenamtlich darum, den geschichtsträchtigen Ort zu erhalten und zum öffentlichen Erinnerungsort zu machen. Möglich ist das über einen Pachtvertrag, den der Arbeitskreis zur Torgauer Straße 24 mit dem Bezirk geschlossen hat. Ende 2018 stellte der Verein einen Lottomittelantrag über 500 000 Euro. Die Summe ist so hoch, weil gekappte Versorgungsleitungen neu verlegt werden müssen und die Gebäude massiv von Schimmel befallen sind. 2020 erschien dann eine Dokumentation mit dem Titel „Treffpunkt Kohlenhandlung: Ein Lern- und Gedenkort für Annedore und Julius Leber“. Darin beschreiben die Akteure auch ausführlich ihr Konzept für den geplanten Umbau. So sollen etwa im westlichen, von Annedore Leber erbauten Teil ein Ausstellungs- und Informationsbereich zu Ortsgeschichte, Personen und Hintergründen sowie ein „Geschichtskiosk“ mit Toiletten und behindertengerechtem Zugang entstehen. Im östlichen Anbau ist ein Veranstaltungs- und Seminarraum für Arbeitsgruppen und Klassen geplant. Auch die Außenmauer soll restauriert werden. Die Betriebskosten des Gedenkorts will der Stadtteilverein über Crowdfunding finanzieren. Mit den ersten Spenden konnten bereits anfallende Unterhaltskosten, die Planentwürfe und Schautafeln finanziert werden.

Nun haben Stadtteilverein und Arbeitskreis gute Nachrichten zu verkünden. Der Lottoausschuss hat für den künftigen Lernort 350 000 Euro in Aussicht gestellt. Dafür sind allerdings einige Auflagen zu erfüllen. So muss die Senatsbauverwaltung die Machbarkeit des Vorhabens prüfen und der Bezirk die nötige Baugenehmigung erteilen. Die Planungskosten aber sind schon gesichert, weshalb jetzt Architekten beauftragt werden können und die Vorbereitungen losgehen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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