Neue Ausstellung zu Julius Leber und dem Widerstand

Mit Durchsetzungsvermögen: Martina Fiebelkorn (links) und das Kuratoren-Team Egon Zweigart, Gerhard Wunsch, Dörte Döhl und Andreas Bräutigam. | Foto: KEN
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Schöneberg. Der Arbeitskreis „Lern- und Gedenkort Annedore und Julius Leber“ hat seine neu konzipierte Ausstellung „Treffpunkt Kohlenhandlung. Julius Lebers Kontakte im Widerstand“ vorgestellt. Zum Greifen nahe ist zudem die Trägerschaft des Stadtteilvereins Schöneberg für den Gedenkort.

Der Arbeitskreis wurde vor dreieinhalb Jahren unter dem Dach des Stadtteilvereins gegründet. Seither streitet ein enger Zirkel von rund zwölf Personen für den Lern- und Gedenkort für den zivilen Widerstand im Nationalsozialismus.

Hinter den engagierten Bürgern liegt eine „intensive politische Auseinandersetzung mit Teilen des Bezirksamts“, so die Vorsitzende des Stadtteilvereins, Martina Fiebelkorn. 2009 hatte Tempelhof-Schöneberg alle Flächen an der Torgauer Straße erworben. Heute ist dort ein Park. Nur ein bedeutsames Stück deutscher Geschichte verfällt hinter einem Bauzaun. Das Bezirksamt wollte das übrig gebliebene Häuschen der Kohlenhandlung in der Torgauer Straße 24-25, das erst nach dem Krieg errichtet worden ist, abreißen und an seiner Stelle ein abstraktes Kunstwerk als „Denkzeichen“ errichten. Engagierte Bürger und Vereine verhinderten den Abriss. Danach passierte lange nichts.

Nun hoffen Martina Fiebelkorn und der Arbeitskreis, in diesem Sommer endlich für das geschichtsträchtige Gelände samt Häuschen einen Nutzungsvertrag mit der Abteilung Facility Management der Bezirksverwaltung zu unterzeichnen. Der Stadtteilverein will die Trägerschaft für den Lern- und Gedenkort übernehmen.

Der Vertrag ist notwendige Voraussetzung für Anträge auf Förder- und Stiftungsmittel. Denn: „Es wird nicht billig“, sagt Martina Fiebelkorn. „Daher sei auch geplant, einen Fördererkreis zu gründen. Mit Spenden soll der laufende Betrieb finanziert werden.

Währenddessen hat der Arbeitskreis zum Inhalt schon viel geleistet, unter anderem die neue Ausstellung. Sie ist den Sommer über unter freiem Himmel in der Torgauer Straße zu sehen. Anhand von Text- und Bildtafeln erläutert die von Andreas Bräutigam, Dörte Döhl, Gerhard Wunsch und Egon Zweigart kuratierte Schau, zu wem im Widerstand der Journalist und ehemalige Reichstagsabgeordnete Julius Leber Kontakt hatte.

„Im Verlauf des Jahres 1943 intensivierte sich die Zusammenarbeit von Widerstandsgruppen gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft. Das Hinterzimmer der Kohlenhandlung Bruno Meyer Nachfahren in der Torgauer Straße 24-25 wurde zum Treffpunkt für viele Persönlichkeiten des Widerstands“, schreiben die Ausstellungsmacher.

Anlässlich der Vorstellung der neuen Ausstellung im Spenerhaus in der Leberstraße 7 mahnte der Historiker Heinrich-Wilhelm Wörmann von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand den Stadtteilverein Schöneberg zur Geduld. In Sachen Gedenkkultur in Berlin „dauert es halt eine Weile“. „Alles musste erkämpft werden“, so Historiker Wörmann; angefangen beim Holocaust-Mahnmal. Die für Stadtentwicklung zuständige Stadträtin Sibyll Klotz (Bündnis 90/Grüne) freut sich zwar über das neue Museum, mahnt aber an, auch die Wohnungen im zweiten bis vierten Obergeschoss des Hauses, aus denen die Mieter schon vor zwei Jahren ausziehen mussten, ebenfalls bis Mitte 2017 fertigzustellen. KEN

Mehr Informationen unter www.stadtteilvereinschoeneberg.de.
Mit Durchsetzungsvermögen: Martina Fiebelkorn (links) und das Kuratoren-Team Egon Zweigart, Gerhard Wunsch, Dörte Döhl und Andreas Bräutigam. | Foto: KEN
Mengenlehre: Die wichtigsten Kontakte Julius Lebers zum zivilen und militärischen Widerstand. Foto: KEN | Foto: KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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