Posse um eine Skulptur: Anruf im Kulturamt hätte genügt
Seit drei Jahren steht ein Bauzaun um die sechs locker gruppierten, halb abstrakten, halb figürlichen Objekte am südlichen Ende des Innsbrucker Platzes. Jetzt will sich die SPD um das Kunstwerk kümmern. Deren stadtentwicklungspolitischer Sprecher in der Bezirksverordnetenversammlung, Christoph Götz, hatte Baustadtrat Daniel Krüger (CDU) nach den Gründen für die Absperrung gefragt.
Die Fundamente seien marode. Die Stelen drohten umzukippen, so die Antwort. Zudem habe Wurzelwerk die Pflastersteine angehoben und zu Stolperfallen gemacht. Eine Reparatur würde rund 15 000 Euro kosten. Geld, das der Bezirk nicht hat. Das Kunstwerk bleibt bis auf Weiteres abgesperrt.
Was den Sozialdemokraten Götz aber noch weit mehr empört als der "erbärmliche Eindruck" der Skulpturengruppe, die "möglicherweise einen hohen Wert" darstellt: Die Verwaltung wisse angeblich nichts über das Kunstwerk. "Das ist ein dickes Ding", sagt Christoph Götz. Das werfe ein ganz schlechtes Licht auf die Arbeit der zuständigen Stellen, die, so merkt der SPD-Mann an, von Verantwortlichen mit CDU-Parteibuch geführt würden.
Auf die kleine Anfrage der SPD hatte Baustadtrat Krüger geantwortet, seine Verwaltung besitze keine Unterlagen zu dem Kunstwerk. Als mögliche Ursache nannte er die Bezirksfusion. Damals seien bei den Umzügen viele Akten und Dokumente weggeworfen worden.
Auch "Bildhauerei in Berlin", die gemeinsame Internetplattform von Georg-Kolbe-Museum und Bernhard-Heiliger-Stiftung, hat die Skulpturengruppe in ihrem 2600 plastische Arbeiten umfassenden Verzeichnis nicht aufgeführt. Mitarbeiter Marc Wellmann: "Ich habe zu dieser Skulpturengruppe seinerzeit mehrere Anfragen an das Bezirksamt Schöneberg gestellt. Leider ohne Erfolg. Ich weiß bis heute nicht, von wem sie ist."
Des Rätsels Lösung kennt Kulturstadträtin Jutta Kaddatz (CDU). "Mein Fachbereich Kunst, Kultur, Museen hat detaillierte Informationen zu dem genannten Kunstwerk", so Kaddatz gegenüber der Berliner Woche. "Bislang sind wir von der SPD aber nicht angefragt worden."
Die Skulpturengruppe schuf Paul Dierkes (1907-1968), Bildhauer, Grafiker und Professor an der Hochschule für Bildende Künste (heute Universität der Künste). 1994 wurde sie vom damaligen Schöneberger SPD-Bürgermeister Uwe Saager und dem Sohn des Künstlers, Christian Dierkes, enthüllt. Sie war ein Geschenk der Witwe des Künstlers und der Paul-Dierkes-Stiftung.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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