Mit wenigen Requisiten in ein Polizeipäsidium der 20er-Jahre verwandelt
Rathaus ist Drehort für „Babylon Berlin“
Die zwei Stafflen von „Babylon Berlin“, frei nach den erfolgreichen Kriminalromanen von Volker Kutscher, die die Zeit der Weimarer Republik und des heraufdämmernden Nationalsozialismus kongenial nachzeichnen, werden ab Januar nochmal in der ARD zu sehen sein. Im Fokus steht das Jahr 1929. Neben all den tollen Schauspielern gibt es noch einen ganz wichtigen „Hauptdarsteller“: das Rathaus Schöneberg.
Es ist die „Rote Burg“, die nicht mehr existiert. Während Außenaufnahmen am Roten Rathaus gemacht wurden, entstanden alle Szenen, die im Innern des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hauptquartiers der Berliner Polizei am Alexanderplatz spielen, in der Haupthalle, auf deren umlaufender Galerie im ersten Obergeschoss sowie am und im Paternoster des 1911 bis 1914 erbauten Schöneberger Rathauses.
Viel mussten die Filmemacher bei den Dreharbeiten nicht ändern. Die 63 Meter breite und 9,5 Meter hohe Halle, die beeindruckenden Podesttreppen, die zehn Pfeiler, die die dreiseitige Galerie tragen, und die Wandverkleidung aus naturroter und brauner Keramik wie auch der Umlaufaufzug scheinen wie gemacht für ihre jeweilige Rolle.
Sei es als Kulisse, wenn Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) das Polizeipräsidium betritt oder verlässt, oder die Stenotypistin und spätere Kriminalassistentin Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) hier morgens zusammen mit anderen Frauen auf einen Job im Präsidium hofft. Oder beide beim Aussteigen aus dem Paternoster ineinanderrennen. Seit 2017 steht er leider still.
Von der imposanten nördlichen Treppe herab stimmt Polizeipräsident und SPD-Mitglied Karl Zörgiebel (Thomas Thieme) seine Beamten auf den 1. Mai ein. Er wird als „Blutmai“ in die Geschichte eingehen. Bei den dreitägigen Unruhen griff die Berliner Polizei hart gegen ungenehmigte, von den Kommunisten organisierte Demonstrationen durch. Die Ordnungskräfte töteten 33 Zivilisten und verletzten zahlreiche Demonstranten und Unbeteiligte. Auf der Ostgalerie machen Reichspräsident Paul von Hindenburg (Günter Lamprecht) und sein persönlicher Referent, Oberst Günther Wendt (Benno Fürmann), Mitglied der Schwarzen Reichswehr, die den Sturz der Regierung plant, Regierungsrat August Benda (Matthias Brandt), Chef der Politischen Polizei, einen Strich durch die Rechnung. Sie ordnen die unverzügliche Freilassung des verhafteten Kopfs der Verschwörung, Generalmajor Seegers (Ernst Stötzner), an.
Ein etwas abgelegenerer Ort übernimmt ebenfalls einen wichtigen Part: der Ratskeller, ein ehemaliger Weinkeller. In „Babylon Berlin“ ist die 400 Quadratmeter große Kantine und öffentliche Gaststätte im Sockelgeschoss die Filiale des legendären „Aschinger“ am Alex. Das „Aschinger“ war die berühmte Berliner Restaurantkette der Brüder Carl und August Aschinger. Der Koch und der Kellner aus dem Schwäbischen machten in der Reichshauptstadt quasi aus dem Nichts Karriere. In Volker Kutschers Romanen essen die Beschäftigten des Polizeipräsidiums fortwährend im „Aschinger“. Und so fehlt in keiner Babylon Berlin-Folge der durch Rundbogenfenster belichtete, mit dunklen Holzpaneelen und reichen, teilweise vergoldeten Stuckornamenten ausgestattete Speisesaal. Wie Nadine Klein von der Raumvergabe im Stadtentwicklungsamt erzählt, fanden die Dreharbeiten an sieben Tagen im Juni und November 2016 statt. Beeinträchtigt worden sei der Dienstbetrieb nicht. Es habe sich um Wochenenden gehandelt. „Es war erstaunlich, in welcher kurzen Zeit mit wenigen Requisiten unser Foyer in ein Polizeipräsidium der 20er-Jahre verwandelt worden ist.“
Der RBB hat eine Seite zu den Drehorten eingerichtet: http://asurl.de/143z.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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