Schloss oder Kleistpark: Auseinandersetzung um den Standort der "Rossebändiger"

Schöneberg. „Gebremster Fortschritt“ und „beförderter Rückschritt“ heißen im Volksmund die Rossebändiger im Kleistpark. Der parteipolitische Streit um die Bronzefiguren schwelt weiter.

Nicht dass der angegriffene CDU-Baustadtrat Daniel Krüger mit den Spitznamen unbedingt auch die SPD belegen möchte. Aber die Angriffe von Christoph Götz, baupolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in der ezirksverordnetenversammlung (BVV), findet Krüger deplaziert und ahistorisch. Götz hatte im Juli zu einer Petition der Gesellschaft Berliner Schloss, neben dem Neptunbrunnen auch die Rossebändiger an ihren ursprünglichen Standort auf der Terrasse des Berliner Stadtschlosses zurückzubringen, gesagt: „Die Gesellschaft Berliner Schloss will auf Kosten unseres Bezirks ihr preußisches Disneyland rund um das Humboldtforum komplettieren. Das kann nicht angehen. Wenn die Gesellschaft Dekoration für das Schloss benötigt, sollte sie sich um zeitgemäße Künstler bemühen statt im Heinrich-von-Kleist-Park zu plündern und Geschichte zu klittern“.

Daniel Krüger hält dagegen, dass diese Zeugnisse preußisch-russischer Verständigung und Diplomatie es nicht verdienten, „im Hinterhof des Kammergerichtsgebäudes“ ihr Dasein zu fristen. Dorthin hatte sie der Alliierte Kontrollrat kurz nach dem Krieg versetzt, für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das Kammergericht war damals Sitz des Kontrollrats. Vielmehr sollte Geschenk von Zar Nikolaus I. an Preußekönig Friedrich Wilhelm IV. der Öffentlichkeit an prominenter Stelle gezeigt werden, eben wieder vor dem Stadtschloss, so Krüger, der als Schatzmeister der Gesellschaft Berliner Schloss fungiert. 2008 war im Martin-Gropius-Bau die Ausstellung „Macht und Freundschaft. Berlin – Sankt Petersburg 1800-1860“ zu sehen, darin ganz prominent die Rossebändiger. Der Tagesspiegel urteilte, „nach jahrzehntelangem Schattendasein“ habe man die Bronzen „aus ihrem Versteck“ geholt. Der Spiegel: „Nach über 60 Jahren im Laubversteck feiern sie nun eine triumphale Rückkehr.“ Und die Märkische Oderzeitung formulierte, die Rossebändiger seien „buchstäblich aus dem Gebüsch des Kleistparks gezogen“ worden. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 250× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 953× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.012× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.