"Das Gespräch vollständig verweigert"
Senatsinnenverwaltung will Museum im Straßenbahndepot / Bezirkspolitiker reagieren verärgert

Die dreiteilige Halle wurde im Jahr 1898 gebaut. Sie steht unter Denkmalschutz.  | Foto:  Schilp
  • Die dreiteilige Halle wurde im Jahr 1898 gebaut. Sie steht unter Denkmalschutz.
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Seit Jahren gibt es Gespräche über das denkmalgeschützte Straßenbahndepot an der Belziger Straße. Unstrittig war bis vor Kurzem, dass sich die drei Hallen für eine soziokulturelle Nutzung öffnen sollten. Doch nun kommt dem eine Idee der Senatsinnenverwaltung in die Quere: Sie will die Ansiedlung eines zentralen Polizei- und Feuerwehrmuseums prüfen.

Das trifft auf großen Unmut. „Eine ziemliche Klatsche für den Bezirk und die Bürger“, brachte es die Linken-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Wissel bei der jüngsten Tagung der Bezirksverordnetenversammlung auf den Punkt. Unter der vorherigen Landesregierung sei klar gewesen, dass zumindest ein Hallenschiff dem Bezirk zur Verfügung stehen sollte. Die anderen beiden wollte die Senatskulturverwaltung nutzen, zum Beispiel als Probebühnen für Theater.

Planungsmittel beantragt

In die Investitionsplanung bis 2027 hat es das Projekt unter der neuen Koalition jedoch nicht geschafft. Stattdessen wünscht sich die Senatsinnenverwaltung nun ein Museum und hat dafür erfolgreich Planungsmittel in Höhe von 150 000 Euro für dieses und nächstes Jahr beantragt.

Bürgermeister Jörn Oltmann (Bündnis 90/Grüne) betonte, dass sowohl die Senatsverwaltung für Kultur als auch der Bezirk trotzdem an ihren Vorstellungen festhielten. Eigentlich habe der Bezirk bis zum Sommer ein Betreiberkonzept vorlegen und ein Interessenbekundungsverfahren auf den Weg bringen wollen. „Doch jetzt sagt die BIM, das Areal stehe erst 2030 zur Verfügung. Angesichts dieses Zeitraums sind keine konkreten Konzepte möglich“, sagt Oltmann. Zur Erklärung: Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) verwaltet das landeseigene Grundstück und wollte auch die Außensanierung der Hallen übernehmen.

"Hoffe auf Einlenken"

Bei den neuen Entwicklungen ist der Bezirk nicht einbezogen worden. „Mir ist völlig unbegreiflich, warum man uns das politische Gespräch vollständig verweigert. Das ist die Politik des aktuellen Senats und ich hoffe sehr auf ein Einlenken“, so der Bürgermeister.

In der Vergangenheit hat die Polizei das Areal vor allem zur Unterbringung von sichergestellten Fahrzeugen genutzt. Vor mehr als einem Jahr war damit Schluss, die Autos wurden fortan in Biesdorf geparkt. „Doch jetzt sind sie wieder da. Es ist alles unglaublich“, berichtet der grüne Bezirksverordnete Bertram von Boxberg. Er ärgere sich sehr darüber, wie mit dem jahrelangen Engagement von Bürgern und Politikern umgegangen werde. In seinen Augen könnte das Straßenbahndepot, in Kooperation mit der Senatskulturverwaltung, ein echtes Highlight für den Bezirk werden.

Museum ist "unsinnig"

Sebastian Walter und Catherina Pieroth (beide Grüne), die für Tempelhof-Schöneberg im Abgeordnetenhaus sitzen, stimmen zu. „Ein Polizei- und Feuerwehrmuseums ist für diesen Standort unsinnig und hintertreibt alle Pläne für eine soziale und kulturelle bezirkliche Nutzung, die in diesem Kiez dringend notwendig ist“, sagen sie. Ein wenig anders sieht das der CDU-Bezirksverordnete Ralf Olschewski. Auch er zeigte sich nicht von den neuen Plänen begeistert. „Doch ich wehre mich dagegen, das Museum völlig in die Tonne zu treten. Denn das Allerschlimmste für das Straßenbahndepot wäre ein Leer- oder Stillstand.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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