Für den Vater des Sportpalastwalzers
Siegfried Translateur soll nicht vergessen werden

Das Werk zeigt Walzerschritte, die nach oben hin verblassen. | Foto:  Schilp
  • Das Werk zeigt Walzerschritte, die nach oben hin verblassen.
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Seit einigen Wochen ist vor dem Pallasseum an der Pallasstraße ein neues Denkzeichen zu sehen. Auf Betonplatten zeichnen Grafiken die Schrittfolge des Wiener Walzers nach. Damit wird auf dem Vorplatz des ehemaligen Sportpalasts an Siegfried Translateur (1875-1944) erinnert.

Er war Komponist, Kapellmeister und Musikverleger. Mit nur 17 Jahren komponierte er sein wohl bekanntestes Werk, den Walzer „Wiener Praterleben“. Der wurde ab 1923 als Sportpalastwalzer weltberühmt, weil einige Takte regelmäßig beim Berliner Sechstagerennen gespielt wurden.

Die vier markanten Pfiffe sind übrigens einem Radsportfan aus Kreuzberg zu verdanken: Reinhold „Krücke“ Habisch ersetzte damit das vom Komponisten vorgesehene Händeklatschen. „Die ganze Galerie pfeift mit. Ein Freund von mir hat einmal gezählt, dass der Walzer in einer halben Stunde achtmal gespielt wurde“, schrieb Translateur. Er überlebte die Diktatur der Nazis nicht, denn er galt ihnen als „jüdischer Mischling“. Am 19. April 1943 wurde Siegfried Translateur nach Theresienstadt deportiert und dort nach knapp einem Jahr ermordet. Damit der Künstler nicht Vergessenheit gerät, hatte die Bezirksverordnetenversammlung beschlossen, ihm ein Zeichen zu setzen.

Nach einem Wettbewerb wurde nun der prämierte Entwurf „Ewiger Anklang“ umgesetzt. Er stammt von der amerikanischen Klangkünstlerin Chelsea Leventhal, die in Berlin lebt und arbeitet. Passanten können nicht nur die immer blasser werdenden Tanzschritte betrachten, sondern vor Ort über einen QR-Code auch Kompositionen abrufen. Sie erinnern an die Musik und das Leben Translateurs. Die feierliche Einweihung des Kunstwerks wird im Frühjahr stattfinden – wenn das Wetter besser ist.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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