Der Kiez ist ein gefragter Drehort für viele Kinofilme
Tom Cruise am Originalschauplatz
Einem Filmstar an der Straßenkreuzung, im Café oder in einer Schlange an der Kasse zu begegnen, ist in Berlin nichts Ungewöhnliches. Viele Stars wohnen hier. Viele stehen vor der Kamera, wenn wieder ein Film produziert wird. Denn Berlin ist als Drehort äußerst beliebt.
Über hundert Filme werden jedes Jahr in Berlin gedreht; ganz oder zumindest einige Szenen. Das Medienboard Berlin-Brandenburg zählte 2015 insgesamt 4700 Drehtage in der Stadt. Beliebteste Kulisse für nationale und internationale Produktionen ist nach wie vor natürlich Friedrichshain-Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Mitte. Aber auch in Tiergarten wurden Parkverbotsschilder aufgestellt, rückten Lkw, Catering-, Toiletten- und Schminkwagen an und wurden meterlang Kabel ausgelegt und Scheinwerfer positioniert. Und das schon vor fast sechs Jahrzehnten.
1960 kam „Wir Kellerkinder“ von und mit Wolfgang Neuss in die Kinos. In den Hauptrollen spielten neben Neuss Karin Baal, Ingrid van Bergen, Jo Herbst und Wolfgang Gruner. In dem Schwarz-Weiß-Spielfilm geht es um die Zeit des Nationalsozialismus und die Nachkriegszeit. Wen wundert's also, wenn Szenen am Brandenburger Tor spielen.
Billy Wilder zieht wegen Mauerbau um
Ein Jahr später musste Billy Wilder das Monument nach einigen Drehtagen für seine Komödie „Eins, zwei, drei“ über den Ost-West-Konflikt in den Münchner Bavaria-Studios nachbauen lassen. In Berlin wurde die Mauer gebaut. Der Film über kapitalistische Amerikaner, kommunistische Russen und obrigkeitshörige Deutsche floppte übrigens.
Wiederum ein Jahr später gab es den ersten Film über die Mauer. Regisseur Robert Siodmak erzählt in „Tunnel 28“ (Escape from East-Berlin) mit internationalem Staraufgebot die Geschichte von einer Flucht durch einen selbstgegrabenen Tunnel. Die Premiere des Films wurde im heutigen Haus der Kulturen der Welt an der Spree gefeiert – im Schatten der Berliner Mauer.
Zeitsprung. 1987 macht Wim Wenders den gesamten Potsdamer Platz zum Schauplatz seines Fantasy-Dramas „Himmel über Berlin“. Damals ist der Ort eine unwirtliche Einöde. Das einzige, woran sich das Auge des Kinobetrachters heute nach wie vor halten kann, ist die Staatsbibliothek. Die stand damals schon.
Noch ein Sprung, diesmal in die Zweitausenderjahre. Wozu nach Brüssel fahren, wenn man daheim in Berlin das findet, was man braucht: ein Gebäude, das glatt als Geldinstitut durchgeht. 2009 macht Regisseur Tom Tykwer für seinen Politthriller und Bankenkrimi „The International“ aus dem Sony Center eine Finanzzentrale in der belgischen Hauptstadt.
Verfolgungsjagd im Tiergartentunnel
Tiergarten kann auch Moskau sein, zumindest in den Actionszenen der Bourne-Filmreihe mit Matt Damon als Ex-Agenten auf der Flucht. In „Die Bourne Verschwörung“ (2004) und „Das Bourne Ultimatum“ (2007) ist der neugebaute, aber noch nicht der Öffentlichkeit übergebene Tiergartentunnel Drehort für spannende Verfolgungsjagden.
Verfolgungsjagden werden später auch am Brandenburger Tor ins Szene gesetzt. Die Filmcrew kommt diesmal sogar aus Bollywood. 2011 steht Indiens Superstar Shah Rhuk Khan vor der Kamera. In „Don“ spielt er einen Gangsterboss.
Bryan Singer hatte sich für „Operation Walküre“ von 2007/2008 mit Tom Cruise in der Rolle des Hitlerattentäters Claus von Stauffenberg einen sehr geschichtsträchtigen Ort ausgesucht, den Bendlerblock. Zunächst wollte das zuständige Finanzministerium dem US-amerikanischen Regisseur die Drehgenehmigung versagen. Zu sehr fürchtete man um die Würde des Ortes. Doch dann gestattete das Ministerium unter Auflagen den Dreh von einer Tages- und drei Nachtszenen.
Filmemacher spähen unterdessen neue interesssante Drehorte aus. In ihren Blick rückt zusehends Moabit. Es ist der künftige Szenekiez.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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