Vertrag für "Hans Wurst Nachfahren" um ein Jahr verlängert

Die Theaterleute Barbara Kilian (links) und Siegfried Heinzmann (rechts) sowie Puppenspielerin Christel Freudenthaler nach einer Vorstellung von "Der gestiefelte Kater". | Foto: KEN
  • Die Theaterleute Barbara Kilian (links) und Siegfried Heinzmann (rechts) sowie Puppenspielerin Christel Freudenthaler nach einer Vorstellung von "Der gestiefelte Kater".
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schöneberg. Schneewittchen, Bremer Stadtmusikanten, Grüffelo und alle anderen Helden vom Winterfeldtplatz werden vorerst nicht obdachlos. Das Puppentheater "Hans Wurst Nachfahren" kann bis Ende Mai 2016 weitermachen.

"Sonst wäre am 31. Mai mit dem gestiefelten Kater die letzte Vorstellung gewesen. Danach hätten wir alles ausgeräumt und am 1. Juli die Schlüssel übergeben", sagen die Theatermacher Barbara Kilian und Siegfried Heinzmann. Das Land Berlin hätte danach die Spielstätte auf den Stand von 1993 zurückgebaut. So sei es vertraglich geregelt gewesen. Jedem hätte klar sein müssen, "dass 2013 Schluss ist", so Heinzmann.

1993 war die Bühne in das Haus in der Gleditschstraße eingezogen, nachdem es das Land Berlin für den Theaterbetrieb umgebaut hatte. Der private Eigentümer, ein Fonds mit 95 Gesellschaftern, verpflichtete sich für 20 Jahre auf eine kulturelle Nutzung. Als die Zeit abgelaufen war, bot der Fonds die Immobilie zum Verkauf an. Das Land Berlin verzichtete aus finanziellen Gründen auf einen Erwerb. Der neue Eigentümer verlängerte den Vertrag aber noch zwei Mal. Der Verkauf des Hauses sei "juristisch einwandfrei" gewesen, so Heinzmann.

Im Juni 2014 gründeten kulturinteressierte Bürger das "Aktionsbündnis Kiezkultur". Es setzt sich für den Erhalt der Kultur im Quartier ein, für den dauerhaften Erhalt der Spielstätte am Winterfeldtplatz und weiterer Kindertheater in Schöneberg. Die Akteure im Aktionsbündnis zerstritten sich aber über die Ziele. Dagmar Borowsky, Jochen Dannert, Eva von Davier, Sebastian Herold, Elke König und Cornelia Stauß, mit "Hans Wurst Nachfahren" seit vielen Jahren eng verbunden, riefen eine eigene Initiative ins Leben. Die "Initiative Kiezkultur - Rettet das Theater am Winterfeldtplatz" startete eine Online-Petition für "Hans Wurst Nachfahren". Der Einsatz war nicht umsonst. Mit exakt 11 744 Unterzeichnern aus Berlin und der ganzen Welt und der Vermittlung von Gesprächen zwischen Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) und dem neuen Eigentümer - er kommet wie Renner aus der Musikbranche - wurde der Vertrag nun bis 2016 verlängert. "Mehr wissen wir nicht", so Barbara Kilian und Siegfried Heinzmann.

In Windeseile haben sie den Spielplan bis August zusammengestellt. Während des Sommers gastieren andere Puppentheater am Winterfeldtplatz. "Wir haben viele Angebote erhalten, woanders zu spielen, in anderen Theatern oder auch in Cafés", erläutern Kilian und Heinzmann.

Auf Dauer würde so etwas selbstverständlich nicht funktionieren. Denn "Hans Wurst Nachfahren" ist das einzige Puppentheater mit einem festen Ensemble und einem ganzjährigen, 60 Stücke umfassenden Repertoire für Kinder und Erwachsene. 250- bis 280-mal im Jahr hebt sich der Vorhang. Hinzu kommen noch etwa 60 Gastspiele. Im bvergangenen Jahr kamen 25 000 Besucher. "Wir würden uns freuen, wenn das Haus weiter als Theater genutzt würde", sagen die beiden Theaterleute im Seniorenalter.

"Hans Wurst Nachfahren" tritt seit dem 1. Mai 1981 öffentlich auf. 1983 gab es das erste Abendprogramm für Erwachsene. Die ersten zwölf Jahre befand sich die Spielstätte im Mehringhof in Kreuzberg, danach am heutigen Standort.

Der Spielplan für Juni, Juli und August steht unter www.hans-wurst-nachfahren.de.
Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 233× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 3.003× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.355× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.940× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.864× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.