Schönheit gegen Gewalt
Wie ein Brennpunkt durch Musik zum Begegnungsort werden soll
Unerhörtes hat sich ereignet. Oder besser gesagt: Ungehörtes. Ein Serenadenkonzert auf einem Platz, der sonst nur von Strichern und Drogendealern belagert wird und Schauplatz gewalttätiger Überfälle ist.
Mehrere hundert Anwohner und Gäste, die dem Konzert beiwohnten, – es gab sogar „Logenplätze“ auf den Balkonen der gegenüberliegenden Häuser – dürften sich am 25. Juli beinahe wie auf einer italienischen Piazza während eines Open-Air-Festivals gefühlt haben. Das war natürlich größtenteils dem hochsommerlichen Wetter zu verdanken, dass derzeit herrscht. Aber auch der ganz besonderen Stimmung, die den „Pocket-Park“ an der Ecke Eisenacher und Fuggerstraße ergriff.
Mit „Schönheit gegen Gewalt“ war der einstündige Konzertabend überschrieben. Thomas de Vries (Bariton) und Sara Gouzy (Sopran) sangen Arien aus Opern der Komponisten Georg Friedrich Händel und Henry Purcell. Begleitet wurden sie vom jungen Ensemble „Impulsia“ unter der Leitung von Víctor García García. Das Bühnenbild besorgte Ingeborg zu Schleswig-Holstein.
Das Konzert war Auftakt für ein Kulturprojekt, das den oben genannten Zuständen auf seine Weise entgegentreten will. Der Initiator, der Anwohner, Künstler und Opernregisseur Pascual Jordan, hat sich etwas Großes vorgenommen: „Wir möchten die Oper ,Dido und Aeneas' von Henry Purcell mit professionellen Sängern und Musikern sowie queeren Flüchtlingen und auch einigen geeigneten Straßenjungen der Gegend im Sommer 2019 auf dem Platz aufführen.“ So eine Inszenierung könne locker 60 000 Euro kosten. Also müssen Unterstützer und Sponsoren gefunden werden. Gewonnen hat Jordan bereits die Stiftung Forum der Kulturen zu Fragen der Zeit mit ihrem Gründungspräsidenten Rudolf Prinz zur Lippe als Träger des Unternehmens, Kammersänger Thomas de Vries als musikalischen Leiter, den Bratschisten und Musikprofessor Avri Levitan als choreographischen Berater, Sänger der beiden Berliner Musikhochschulen und als weitere Mitstreiter das Freie Kulturbüro Ehrliche Arbeit in Kooperation mit der Berliner Schwulenberatung und dem Verein Subway.
Ein Ziel ist allerdings schon jetzt erreicht: Die Bürger haben die bloße „Fläche“ in einen „Ort“ verwandelt (Rudolf zur Lippe). Sie haben sich den Garten und Spielplatz, der eigentlich zur Erholung und Begegnung mit anderen Menschen gedacht ist, zurückerobert – wenigstens für einen Abend. Vielleicht wird es nicht der einzige bleiben.
Nähere Informationen zum Projekt „Schönheit gegen Gewalt“ unter www.forum-of-cultures.org und bei Pascual Jordan unter pascual.jordan@gmx.de.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.