Viel Licht, aber auch Schatten
Wie steht es um Kunst und Kultur?
Wie geschieht in Sachen Kunst und Kultur in Schöneberg? Eine Antwort auf diese Frage gab Kulturstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) und Vertreter der bezirklichen Kulturverwaltung jüngst bei einem Pressefrühstück.
Eine ganze Menge, so Stadträtin Kaddatz. Kunst und Kultur seien mitnichten Luxus, sondern, Richard von Weizsäcker zitierend, „der geistige Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert“.
Mit nur zweieinhalb festen Stellen und einem Werbeetat von gerade einmal 12 000 Euro im Jahr verfolgt die Kommunale Galerie des Bezirks, das Haus am Kleistpark, ein anspruchsvolles Programm. Im Vordergrund stehen international renommierte Fotokünstler. Die Galerie fördert auch ganz aktiv die Kunst von Frauen.
32 000 Besucher haben 2018 den Weg in die Grunewaldstraße gefunden. Und Galerieleiterin Barbara Esch-Marowski gelingt es immer wieder, Drittmittel für überregional bedeutsame Ausstellungen einzuwerben. Erinnert sei an „Großgörschen 35“ (2014) und „Inventarisierung der Macht“ von Arwed Messmer (2016). Mit einer Schau zur Moderne will die Galerie im kommenden Jahr ihren Beitrag zum Jubiläum "100 Jahre Groß-Berlin“ leisten. Dafür wird von Landesseite Unterstützung gebraucht, um Lottomittel zu beantragen. Große Strahlkraft übt der Kunstpreis des Hauses am Kleistpark aus. Er wurde am 29. August zum 17. Mal vergeben. Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung ging in diesem Jahr an den Berliner Frank Jimin Hopp (25). Unter der Überschrift „subversiv“ werden derzeit im Haus am Kleistpark Arbeiten der 16 Nominierten gezeigt.
Alle diese inhaltlichen Erfolge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Haus dringend und von Grund auf saniert werden muss. Es fehlen barrierefreie Zugänge. Wünschenswert wäre zudem die Wiederherstellung des historischen Glasdachs.
Mehr und besser bezahltes Personal
Brigitte Garde, Sprecherin der Museen Tempelhof-Schöneberg, weist auf einen besonderen Schatz des Schöneberg Museums/Jugendmuseums hin: seine Sammlung und sein Archiv. Die „Millionenbauernvilla“ an der Hauptstraße verwahrt Raritäten wie zum Beispiel ein Konvolut von 6000 zeitgeschichtlichen Fotografien zur Berliner Hausbesetzerszene. Aber auch hier drückt der Schuh. Museumsleiterin Irene von Götz wünscht sich mehr und besser bezahltes Personal und einen Fonds für regionalgeschichtliche Ausstellungen.
Drei von sechs Häusern der Stadttbibliothek im Bezirk befinden sich in Schöneberg. Um zwei Standorte wird gerungen. Die von Ehrenamtlichen geführte Thomas-Dehler-Bibliothek an der Martin-Luther-Straße will der Bezirk aus Kostengründen auflösen und ihre Räume der Musikschule und der Volkshochschule zur Verfügung stellen. Die Ehrenamtlichen könnten in diesen Kultureinrichtungen zum Einsatz kommen.
Im April hatte die rot-grüne Zählgemeinschaft in der Bezirksverordnetenversammlung verkündet, sie habe einen neuen Standort für die Gertrud-Kolmar-Bibliothek im Schöneberger Norden: die Bülowstraße 90. „Ich wundere mich über den Jubel“, sagt Kulturstadträtin Jutta Kaddatz.
Weder sei geklärt, ob das Gebäude im Besitz der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag technisch und wirtschaftlich für Bibliothekszwecke tauge, noch habe die Gewobag dem Bezirk ein Mietangebot unterbreitet, noch seien die Baukosten beziffert. Im Haushalt für 2020 und 2021 seien jedenfalls keine Mittel für eine Verlegung der Gertrud-Kolmar-Bibliothek vorgesehen, so Kaddatz.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.