Wo David Bowie sein Bierchen trank

Die Akazienstraße mit dem Branchenpionier italienischer Delikatessen, "Südwind". Foto: KEN | Foto: KEN
6Bilder
  • Die Akazienstraße mit dem Branchenpionier italienischer Delikatessen, "Südwind". Foto: KEN
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schöneberg. „Hier kann man leicht zwei Stunden zubringen.“ Katharina Herrmann vom Museum Schöneberg spricht von „Deko-Behrendt“ in der Hauptstraße. Das Geschäft für Partyzubehör mit über 100-jähriger Geschichte stand am Anfang einer Tour durch den Akazienkiez.

Getroffen hatten sich die Teilnehmer der Bezirkstour „Alt & Neu. Eine Entdeckungsreise durch die bunte Warenwelt im Akazienkiez“ auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz. Einst flanierte das Bürgertum auf der Hauptstraße oder auf dem Platz, an dem auch das in den 1870er-Jahren errichtete Alte Rathaus Schönebergs und anstelle der Platane ein Denkmal für Wilhelm I. standen.

Die Ethnologin Katharina Herrmann begeistert mit „kleinen Geschichten“. Nicht viele werden wissen, dass der Grünstreifen in der Hauptstraße der ehemalige Dorfanger ist und das Haus von Deko-Behrendt – Hoflieferant für die Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ – ein „Damenheim“ war, ein Wohnheim für unverheiratete Frauen aus gutem Hause, die, um die Jahrhundertwende noch ungewöhnlich, einem Beruf nachgingen.

Rasch tauchen die Teilnehmer ein in den geschäftigen Alltag von damals und heute. An der Ecke Haupt- und Akazienstraße können Großstadtmenschen mit wenig Zeit köstliche Gerichte zubereiten. Zu verdanken haben sie es dem „Kochhaus“. Das begehbare Rezeptbuch wurde von BWL-Studenten 2010 gegründet.

Führerin Herrmann biegt in die Akazienstraße ein. Ihren Namen hat sie von dem Akazienwäldchen, das hier früher stand. Hier finden sich noch einige traditionsreiche Läden. Etwa das Lokal „Möve im Felsenkeller“ mit seiner Inneneinrichtung aus den Zwanzigern. Der amerikanische Erfolgsautor Jeffrey Kent Eugenides ist während seiner Berlin-Zeit 1999 bis 2004 hier Stammgast gewesen. Max Raabe schaut gern vorbei. Und es wird gemunkelt, dass auch David Bowie im Felsenkeller sein Bierchen trank.

An der Ecke Belziger Straße liegt Berlins Importpionier italienischer Delikatessen, „Südwind“, und in Richtung Apostel-Paulus-Kirche auf der linken Seite kann man ins Paradies der Stoffe gelangen, nach vorherigem Telefonanruf. Im „Fichu“, was im Französischen Kopf- oder Schultertuch, aber auch „futsch“ bedeuten kann, verkauft Oleg Ilyapour edles Gewebe. Das taten schon seine Eltern, die in den Zwanzigern von Persien nach Berlin umgesiedelt waren. Gleich daneben noch ein Paradies: In ihrer „Chocolaterie Estrellas“ kreiert Esther Kempa süße Verführungen. „Verrücktes mit Blüten und indischen Gewürzen“, weiß Katharina Herrmann.

Die Akazienstraße kreuzt die Belziger Straße, benannt nach Belzig im Fläming. Die Straße wurde um 1900 gebaut und ist die zweitgrößte Geschäftsstraße im Akazienkiez. Früher reihten sich hier Kohlehandlungen. Heute tun das Galerien und Eiscafés. In Richtung Hauptstraße sind noch Gebäude des ehemaligen Maison de Santé zu erkennen, einer Kranken- und Irrenanstalt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

„Holz-Connection“ fertigt Möbel nach Maß an. Daneben liegt das „Gewandhaus“, Second Hand-Laden und Kostümverleih zugleich. Filmausstatter für „Alles auf Zucker“ oder „Das Parfum“ sind hier fündig geworden. Der Rundgang schließt im Heinrich-Lassen-Park, wo einst die Gärten der Schöneberger „Millionenbauern“ Richnow und Willmann lagen. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 165× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 485× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 453× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 885× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.