Bezirk ehrt den SPD-Theoretiker Eduard Bernstein mit Gedenktafel

Bürgermeisterin Angelika Schöttler und der Historiker Heinrich-Wilhelm Wörmann lüpften das Tuch über der neuen Gedenktafel für Eduard Bernstein. | Foto: KEN
2Bilder
  • Bürgermeisterin Angelika Schöttler und der Historiker Heinrich-Wilhelm Wörmann lüpften das Tuch über der neuen Gedenktafel für Eduard Bernstein.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schöneberg. Für einen bedeutenden Wegbereiter der deutschen Sozialdemokratie ist eine Gedenktafel feierlich enthüllt worden.

Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) und Heinrich-Wilhelm Wörmann, Historiker und Vorsitzender der Historischen Kommission der SPD-Berlin, hoben in der Bozener Straße 18 das Tuch über der Tafel für Eduard Bernstein (1850 bis 1932). Bedauerlicherweise hatte sich die Hausverwaltung geweigert, die Gedenktafel an der Hauswand anbringen zu lassen. So befindet sie sich an derselben Stelle wie ihre im Herbst 2014 abhanden gekommene Vorgängerin: hinter einer Hecke unter einem Balkon.

Immerhin sind die Büsche geschnitten, sodass Tafel und Inschrift gut sichtbar sind. Der sozialdemokratische Schrifsteller, Politiker und Theoretiker des sogenannten Revisionismus, der Reformen statt Revolution anstrebte, wohnte in diesem Haus im Bayerischen Viertel von 1918 bis zu seinem Tode. Schon 1981, erinnerte Bürgermeisterin Schöttler in ihrer Ansprache, habe es hier auf Initiative des Bezirks Schöneberg die Einweihung einer Gedenktafel gegeben. Zur Feier war der damalige Regierende Bürgermeister von West-Berlin, Hans-Joachim Vogel, gekommen.

Nach der Jahrtausendwende mussten Geschichtsinteressierte im wahrsten Sinne des Wortes auf Spurensuche nach der Tafel gehen. Sie war von Buschwerk zugewachsen. „Im Jahr 2012 haben wir uns darum gekümmert, dass ein Rückschnitt erfolgt“, so Angelika Schöttler. Zwei Jahre später war die Bronzetafel verschwunden.

Warum der Bezirk mit Beteiligung engagierter Bürger Ersatz geschaffen hat, wenn auch aus weniger wertvollem Material, machte Angelika Schöttler ebenfalls deutlich. Das künstlerische und geistige Erbe Schöneberger Persönlichkeiten zu ehren, sei eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Gedenktafeln und Stolpersteine seien ein deutliches Zeichen dieser Gedenk- und Erinnerungskultur. Gedenkkultur sei „das Gedächtnis einer Stadt“, fügte Heinrich-Wilhelm Wörmann hinzu. Eduard Bernstein, geboren in einer reformjüdischen Familie, der Vater war Klempner und Lokomotivführer, sei ein „unermüdlicher Arbeiter“ gewesen, der ein „beeindruckendes literarisches Werk“ hinterlassen habe, so Wörmann.

Bernstein, bis 1928 Reichstagsabgeordneter, hatte viele Beziehungen zu Schöneberg. Er gehörte 1910 bis 1919 der Stadtverordnetenversammlung an. Er wirkte von 1919 bis 1921 als unbesoldeter Stadtrat. 1910 trat Bernstein für die Einrichtung einer städtischen Arbeitslosenversicherung ein. Damit sollte das damals noch selbständige Schöneberg auf diesem Gebiet Pionier für Berlin werden. Bernstein nahm sich der Wohnungsnot der unteren Schichten an. Für sie verlangte er den Bau von Kleinwohnungen, Vorläufern der Sozialwohnungen. Den Bau der Lindenhof-Siedlung hat er mit angestoßen.

„Eduard Bernstein sah den Niedergang der Weimarer Republik“, so Heinrich-Wilhelm Wörmann, „er sah, wie Preußen zerschlagen wurde am 20. Juli 1932.“ Man könne beinahe von „Glück“ für ihn reden, dass er noch rechtzeitig gestorben ist. „So blieben ihm wenigstens solche Demütigungen und Schlimmeres durch die kommenden verbrecherischen Machthaber erspart.“ KEN

Bürgermeisterin Angelika Schöttler und der Historiker Heinrich-Wilhelm Wörmann lüpften das Tuch über der neuen Gedenktafel für Eduard Bernstein. | Foto: KEN
Die alte Gedenktafel für Eduard Bernstein war im Herbst 2014 verschwunden. Vermutlich ist sie von Metalldieben gestohlen worden. | Foto: OTFW, Berlin/Wikipedia
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 860× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 376× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 708× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 782× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 355× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.