Willste mit mir geh'n?
Günter und Margot Osinski feierten Kronjuwelenhochzeit

Seit 75 Jahren verheiratet: Günter und Margot Osinski. | Foto: KEN
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Traditionell beschenkt der Nikolaus brave Kinder. Günter und Margot Osinski hatten noch einen anderen Grund zum Feiern: Das Paar aus Schöneberg konnte am 6. Dezember seinen 75. Hochzeitstag begehen.

Gefeiert wurde das wirklich seltene Ereignis der Kronjuwelenhochzeit mit der großen Familie in einem Restaurant. Die Reihe der Gratulanten wollte kein Ende nehmen. 25 Familienmitglieder wünschten Günter und Margot Osinski alles nur erdenklich Gute, darunter die beiden Söhne, drei Enkel, neun Urenkel und ein Ururenkelkind.

„Eigentlich sind wir schon 79 Jahre zusammen“, erzählt Margot Osinski (93). Begegnet sind sich Günter – ohne H, darauf legt er Wert – und seine spätere Frau in ihrem Heimatkiez Schöneberg. Es war das Jahr 1940, Nazizeit und Krieg. Er habe abends „mit seiner Clique herumgestanden“, erzählt der 95-Jährige, als er sein „Schätzchen“ auf dem Nachhauseweg vom damals verpflichtenden Arbeitsdienst zum ersten Mal traf. „Das war in der Maxstraße. Heute heißt sie Kärntener Straße“, erinnert sich Günter Osinski. Es war am zweiten Weihnachtsfeiertag 1940 nach einem Kinobesuch. Gezeigt wurde, nomen est omen, das Filmdrama „Ein Leben lang“. Da fragte der 16 Jahre alte angehende Werkzeugmacher das hübsche Schöneberger Mädel: „Willste mit mir geh'n?“. „Es war um 22 Uhr“, so genau weiß es Günter Osinski noch.

„Zunächst fand ich ihn gar nicht so imponierend“, gesteht Margot Osinski. Günters Mutter soll der Freundschaft eher abgeneigt gewesen sein. „Ich war ihr einziger Sohn.“ Aber für die spätere Schwiegermama sei die Verbindung „in Ordnung gewesen“. „Wir waren damals reifer als die anderen unseres Alters. Die Kriegsjahre haben uns reif gemacht. Wir haben es ernst gemeint. Wir haben gewusst: Wir gehören zusammen“, so ihr Blick zurück.

Im Oktober 1942 wurde Günter Osinski zur Wehrmacht eingezogen und im Januar 1943 an die Ostfront verlegt. Im Mai erhielt er „Bombenurlaub“. Seine Eltern in Berlin waren inzwischen zweimal ausgebombt worden. Günter durfte nach Hause fahren. „Damals wollten wir heiraten. Weil etwas unterwegs war“, verraten die Jubilare. Günter Osinskis Kommandeur aber gab nicht länger Urlaub von der Front. Dem Gesuch wurde erst im Dezember 1944 stattgegeben.

Karl-Heinz, der ältere der beiden Söhne, kam im August 1943 zur Welt. „Ich bin sehr stolz auf meine Eltern, dass sie uns durchgekriegt haben in dieser schweren Zeit“, sagt Karl-Heinz Osinski.

Sein Vater hat den Krieg überlebt. Noch im April 1945 war er auf der Kurischen Nehrung in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten. Mit einem Funkerkameraden sei er getürmt, erzählt Günter Osinski, um einige Zeit später von Polen aufgegriffen zu werden. Er arbeitete auf einem Bauernhof. Aber im Juni 1945 war er wieder in Berlin bei seiner kleinen Familie. In der Nachkriegszeit lebten die Osinskis 18 Jahre in der Ebersstraße; in der Wohnung der Schwiegermutter. Sie hatte ihre recht geräumige Wohnung in zwei Wohnungen aufgeteilt.

„So sind die Jahre vergangen“, sagen Margot und Günter Osinski. 1962 war Umzug in ein größeres Zuhause. In seiner Schöneberger Wohnung lebt das Paar noch heute. Und das Erfolgsrezept für eine so lange Ehe? Günter Osinski antwortet kurz: „Miteinander reden, Kompromisse eingehen.“

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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