Richard von Weizsäcker geehrt
Kaiser-Wilhelm-Platz trägt jetzt des Namen des sechsten Bundespräsidenten

Die neuen Straßenschilder sind angebracht, die alten bleiben – durchgestrichen – zur Orientierung noch sechs Monate hängen.  | Foto:  Bezirksamt
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  • Die neuen Straßenschilder sind angebracht, die alten bleiben – durchgestrichen – zur Orientierung noch sechs Monate hängen.
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Nach 130 Jahren trägt der Kaiser-Wilhelmplatz einen neuen Namen: Seit 24. März heißt er nach dem sechsten Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland Richard von Weizsäcker.

Bürgermeister Jörn Oltmann (B90/Grüne) enthüllte die neuen Straßenschilder. Die alten Beschilderungen bleiben zur Neuorientierung noch sechs Monate erhalten, sind aber durchgestrichen.

Die Initiative zur Umbenennung ging von der Fraktion B90/Grüne aus und wurde im Januar 2021 mit den Stimmen der CDU und FDP in der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen. In seiner Rede bezeichnete der Bürgermeister das politische Wirken Weizsäckers im In- und Ausland als enorm. „Zeit seines Lebens hat er sich mit der NS-Vergangenheit und der Aufarbeitung der Schuld auseinandergesetzt“, so Oltmann. Er habe sich stets für die Aussöhnung der Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg stark gemacht. Gerade die Menschen in Polen und der Sowjetunion hätten ihm am Herzen gelegen. „Die aktuellen Bilder vom Krieg in der Ukraine würden ihn sicherlich sehr treffen“, sagte der Bürgermeister.

Weizsäckers Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985 habe viele Menschen in Deutschland tief bewegt. „Er hat den Deutschen vor Augen geführt, dass nicht die Niederlage des Zweiten Weltkrieges und nicht die Kapitulation das Entscheidende war“, sagte Oltmann. Im Vordergrund hätte Weizsäckers Satz gestanden, dass der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung für alle war. „Dieser Satz gilt als Meilenstein in der öffentlichen Aufarbeitung der NS-Zeit in Deutschland.“

Richard Karl Freiherr von Weizsäcker wurde am 15. April 1920 in Stuttgart geboren. Sein Abitur legte er am damaligen Bismarck-Gymnasium (heute Goethe-Gymnasium) in Berlin Wilmersdorf ab, 1938 wurde er zum Reicharbeitsdienst eingezogen, trat in die Wehrmacht ein. Sein älterer Bruder Heinrich, der im selben Regiment war, fiel bereits am 2. September 1939, dem zweiten Kriegstag. Weizsäcker war unter anderem bei der Schlacht um Moskau und der Leningrader Blockade dabei.

Er nahm 1945 das Studium der Rechtswissenschaften auf und promovierte 1953. Ein Jahr später trat er in die CDU ein, wurde 1966 Mitglied des Bundesvorstands und 1969 in den Bundestag gewählt. Von 1981 bis 1984 war er Regierender Bürgermeister von Berlin. Das Amt des Bundespräsidenten bekleidete er von 1984 bis 1994. In seiner zweiten Amtszeit wurde er 1990 das erste Staatsoberhaupt des wiedervereinigten Deutschlands. Weizsäcker starb am 31.Januar 2015, sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Dahlem.

Trotz der Umbenennung des Platzes bleibt Kaiser Wilhelm I. den Berlinern erhalten. In Lankwitz gibt es eine Kaiser-Wilhelm-Straße. Und mitten in der West-Berliner City steht die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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