Kieztour mit Bürgermeisterin zum Hochbunker in der Pallasstraße

Angeika Schöttler empfindet die Leere als beklemmend. | Foto: HDK
  • Angeika Schöttler empfindet die Leere als beklemmend.
  • Foto: HDK
  • hochgeladen von Horst-Dieter Keitel

Schöneberg. Bürgermeisterin Angelika Schöttler und Berliner-Woche-Reporter Horst-Dieter Keitel gehen einmal im Monat im Bezirk auf Entdeckungstour und besuchen besondere Leute, Orte und Institutionen. Jetzt stand das Innere des Hochbunkers an der Pallasstraße auf dem Plan.

Bodo Förster (67) ist der Mann, der die Schlüssel für den Betonklotz hat. Der ehemalige Geschichtslehrer an der Sophie-Scholl-Oberschule kennt Berlins bekanntesten Bunker und seine Geschichte quasi in- und auswendig und kann viel und fundiert darüber erzählen. Und das ist auch gut so, denn zu sehen gibt es im Grunde nichts. Abgesehen von einigen Dokumentationstafeln im Erdgeschoss ist der Bunker leer.

So leer und - bis auf die Beleuchtung- ohne jegliche Installation, dass das fensterlose Ungetüm eine "Atmosphäre wie nicht von dieser Welt, ziemlich beklemmend", so Schöttler, ausstrahlt. Jedenfalls ist die Welt draußen, nachdem die tresorartigen Türen zuklappen wie verschluckt, es dringt auch keinerlei Geräusch durch die meterdicken Betonmauern.

Es handelt sich um einen vierstöckigen Hochbunker, dessen Rohbau im Zweiten Weltkrieg, von 1943 bis 1945 von Zwangsarbeitern errichtet aber nie vollendet wurde. Geplant war ein Fernmeldebunker mit Telefon- und Fernschreibvermittlung für das in der Winterfeldtstraße gelegene Zentrale Fernmelde- und Telegrafenamt (nach 1945 Fernmeldeamt 1) der Reichspost.

"Die Zwangsarbeiter waren, teilweise mitsamt ihren Familien, im angrenzenden Gebäudekomplex des Augusta-Gymnasiums untergebracht, in dem sich heute die Sophie-Scholl-Oberschule befindet", erzählt Bodo Förster. Kurz nach dem Krieg gab es dann einige Sprengversuche von den amerikanischen Alliierten, die allerdings keine ernsthaften Schäden an dem Gebäude verursachten. Größere Sprengladung bargen die Gefahr, die Bebauung der Umgebung gleich mit zu zerstören. Nur deshalb gibt es den Pallasbunker wohl immer noch. Im Jahr 1977 wurde ein Teil des Bunkers mit dem auch als "Sozialpalast" bekannten Wohnkomplex "Pallasseum" überbaut.

Auf Wunsch der Westalliierten, die bis 1990 im angrenzenden Gebäude des Alliierten Kontrollrats (heute Kammergericht) residierten, wurde der Bunker dann von 1986 bis 1989 fertig ausgebaut. Neben vier Eingangsschleusen gibt es nun in allen Etagen jeweils zwei Räume mit den Abmessungen von 35-mal sieben Meter und einem Raum von 41-mal sieben Metern. Mit einer Kapazität von 4809 Schutzplätzen ist der Bunker heute die größte Zivilschutzanlage in Berlin.

Bürgermeisterin Angelika Schöttler war nach dem Besuch allerdings ziemlich froh, das Tageslicht wiederzusehen. "Ich hoffe, dass der Bunker nie als Bunker gebraucht wird", sagte sie zum Abschied.

Horst-Dieter Keitel / hdk
Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.