Erinnerung an Theaterfotografin
Neues Album und neue Hörstation zu Eva Kemlein
Ein neues Album und die neue Hörstation in der Dauerausstellung „Wir waren Nachbarn“ widmen sich der 2004 verstorbenen Fotografin Eva Kemlein.
Die Journalistin Magdalena Kemper und die Autorin Simone Ladwig-Winters stellen beides am 24. Juni 19 Uhr im Goldenen Saal des Rathauses Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz, vor. Der Eintritt ist frei.
Eva Kemlein wurde als Eva Graupe 1909 in einer großbürgerlichen, liberalen jüdischen Berliner Familie geboren. Zur Fotografie fand sie über den Lette-Verein, an dem sie eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin absolvierte. Eva heiratete 1933 Herbert Kemlein, den sie auf einer Italienreise kennengelernt hatte. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme emigrierte das Paar nach Griechenland. Eva fotografierte, Herbert schrieb für deutsche Zeitungen, bis die Rassegesetze der Nazis ihr ein Berufsverbot und ihm wachsende Schwierigkeiten einbrachte, in deutschen Zeitungen zu veröffentlichen.
1937 aus Griechenland ausgewiesen, kehrten Eva und Herbert Kemlein nach Berlin zurück. Herbert ließ sich von seiner jüdischen Frau scheiden. Eva Kemlein blieb bei ihrer Mutter in Berlin. Der Vater war gestorben. Die Brüder im Exil im Ausland.
1942 wurde die Mutter deportiert. Eva tauchte gemeinsam mit ihrem neuen Partner, dem politisch links stehenden Schauspieler Werner Stein, unter. Beide überlebten. Ihre Leica hatte Eva Kemlein in den Untergrund mitgenommen. Unmittelbar nach Kriegsende arbeitete sie kurzzeitig als Bildreporterin für die neugegründete Berliner Zeitung im sowjetischen Sektor der Stadt. Eva Kemlein fotografierte das Leben in den Trümmern.
Über ihren Lebensgefährten Werner Stein und ihren Nachbarn, den Schauspieler Ernst Busch, fand Eva Kemlein zur Theaterfotografie. Als freie Fotografin spezialisierte sie sich auf die Bühnen Ost-Berlins, ab den 70er-Jahren auch auf Theater im Westteil der Stadt.
1993 verkaufte Eva Kemlein mehr als 300 000 Negative an das Berliner Stadtmuseum. Weitere Fotos und viele historische Bücher und anderes Material gab sie an das Archiv der Künstlerkolonie Berlin. Eva Kemlein ist auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Mitte bestattet. Bis zu ihrem Tode lebte sie „aus Überzeugung“ in der Wilmersdorfer Künstlerkolonie.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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