Intensivtäter Nidal R. beigesetzt
Rund 2000 Trauergäste auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof
Mit zehn wurde er zum ersten Mal straffällig, mit 36 starb er im Kugelhagel einer rivalisierenden Bande. Am 13. September wurde Deutschlands bekanntester Intensivtäter, der Deutsch-Araber Nidal R. aus Neukölln, auf dem Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhof beigesetzt.
Zur Beerdigung nach muslimischem Ritus kamen 2000 Trauergäste, hohe Clan-Bosse, Rockergruppen, Mitglieder von Großfamilien. Die Unterwelt der Republik war am Grab versammelt.
Bei grauem Himmel und Nieselregen strömen zumeist Männer zwischen 20 und 40 Jahren zum Friedhof. Tätowiert bis zum Hals, kahlrasierte Schädel, Rauschebärte. Es sind Mitglieder ansonsten verfeindeter Banden. Aber heute bleiben sie weitgehend ruhig. Nur einer blafft ein Fernsehteam an: „Nix Mafia. Hört auf, Scheiße zu berichten.“
Der Strom der Trauernden will auch nach zwei Stunden nicht abreißen. Vorn am Sachsendamm kontrolliert die Polizei seit dem Morgen jedes Fahrzeug, das zum Gewerbegebiet einbiegen will. Am Friedhofszaun haben sich Beamte postiert. Andere patrouilleren auf der Straße. Gegen 10.30 Uhr nähert sich auf dem Sachsendamm von Osten der Leichenwagen. Er fährt Schritt. Der weiße Lieferwagen mit dem Leichnam des am 9. September vor den Augen seiner Familie Ermordeten wird von Angehörigen umringt. Es ertönt gedämpfter Singsang.
„Ich bin froh, dass alles sehr friedlich abgelaufen ist“, sagt Bertram von Boxberg, Sprecher der Zwölf-Apostel-Kirchhöfe. „Dazu hat sicher auch die Ansprache des Imam an die Trauergemeinde zu Anfang der Beisetzung beigetragen, der alle Beteiligten mit gut gewählten Worten ermahnt hat, sich ruhig zu verhalten – auch und gerade für den Verstorbenen,“ meint er. Zum Glück war der Friedhof auch nicht überfüllt. Er konnte alle Besucher der Beisetzung aufnehmen.
Die Anfrage für die Bestattung von Nidal R. sei wie sonst auch üblich von einem muslimischen Bestatter gekommen, so der Kirchhöfe-Sprecher. Der Neue Zwölf-Apostel-Kirchhof verfügt seit einigen Jahren über ein muslimisches Gräberfeld. Die Anfrage sei am 11. September eingegangen, berichtet Bertram von Boxberg. Da wurde Nidal R.s Leiche von der Gerichtsmedizin freigegeben.
Zwar habe sich die Kirchhofsverwaltung beim Gemeindekirchenrat Rückendeckung geholt, aber es sei für die evangelische Gemeinde ganz wichtig, dass alle Menschen, gleich welcher Herkunft und welchen Lebenswandels, auf einem ihrer Friedhöfe beigesetzt werden könnten. Bertram von Boxberg: „Wir setzen jeden bei, es ist nicht an uns, über einen Verstorbenen zu richten.“
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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