"Diese Firma war ein Glücksfall"
Sanitärbetrieb erlässt Kinderladen Mehrkosten bei Renovierung
Eine geräumige Altbauwohnung im Erdgeschoss eines Gartenhauses. Der Lärm von Wexstraße, Stadtautobahn und Bahnlinie dringt bis hierher nicht durch. Zu hören ist nur helles Kinderlachen. Wir sind in der „Eikita Felix“. Der älteste „Kinderladen“ in Berlin hat kürzlich eine eher ungewöhnliche, schöne Erfahrung gemacht.
Die kleine Mona und ihre Freunde Emil, Jakob und Finn stehen vergnügt an den Waschbecken im Badezimmer und putzen sich eifrig die Zähne. Das macht den insgesamt 17 Kindern und ihren drei Erzieherinnen jetzt viel mehr Spaß als früher. Denn alles ist neu: Wände, Fliesen, Toiletten und Waschbecken. Sogar der alte große Wickeltisch hat wieder Platz gefunden.
Möglich war die Kernsanierung des Badezimmers nur, weil die Eltern des selbstverwalteten Kindergartens, Verwandte und Unterstützer mit vereinten Kräften zugepackt haben und weil es einen Förderer gab, mit dem man zunächst gar nicht gerechnet hatte.
Seit den 90er-Jahren ist der Kinderladen in der Wexstraße 20 beheimatet. Seither seien keine umfangreichen Renovierungsarbeiten vorgenommen worden, erzählt Moritz Krenz, „ein normaler Vater“, wie er von sich sagt. Weil ein Kinderladen eine Art Eltern-Kollektiv ist, übernimmt hier jeder eine Aufgabe. Moritz Krenz kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Andere haben ein „Gartenamt“ oder sind Mitglied im Vorstand wie Klara Schmidt. „Das Bad verlangte dringend nach einer Renovierung", sagt sie.
Die Vorbereitungen für die Baumaßnahme begannen schon vor einem Jahr. Fundraising musste betrieben werden. Denn der gemeinnützige Elternverein verfügt nur über ein kleines Budget für solche Extraausgaben. Als Sponsor fand sich die Berliner Sparkasse. Dann wurden Firmenangebote eingeholt, mit der Hausverwaltung gesprochen und zuletzt an einem Wochenende das Badezimmer ausgeräumt, bevor es mit den dreiwöchigen Bauarbeiten losging. „Die haben uns ganz schön auf Trab gehalten“, sagt Klara Schmidt, obwohl die Bauleitung ihr Vater, ein gestandener Bauingenieur, übernommen hatte.
Die ausführende Firma, die Sanitärfirma Leppin aus Charlottenburg, sei ein „Glücksfall“ gewesen, sagt Moritz Krenz. Der Geschäftsführer höchstpersönlich sei in den Kinderladen gekommen, um die Sanierung zu besprechen, ergänzt Klara Schmidt. „Er hat die Notwendigkeit und auch unser kleines Budget erkannt“, sagt Vater Krenz. „Er hat dem Kinderladen einen Freundschaftspreis gemacht.“
Aber wie das so ist mit altem Gemäuer: Es birgt manch unliebsame Überraschung. Im Bad des Kinderladens steckte unter anderem Stroh in der Wand und alle Fliesen waren zu erneuern. Am Ende waren die Kosten um 2500 Euro höher und die Felix-Eltern in finanziellen Schwierigkeiten. Retter in der Not: Das mittelständische Unternehmen Leppin bot dem Kinderladen an, ihm diese Mehrkosten zu erlassen. Das ist wohl wirklich ein echter Glücksfall.
Mehr Informationen zum Kinderladen unter www.kinderladen-felix.de.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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