Nach zehn Minuten ist alles vorbei
Anwälte des Jugendclubs Potse stellen Befangenheitsanträge gegen Richter

Vor dem Kriminalgericht haben sich einige Unterstützer der Potse zum lautstarken Protest versammelt. | Foto: KEN
3Bilder
  • Vor dem Kriminalgericht haben sich einige Unterstützer der Potse zum lautstarken Protest versammelt.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Kriminalgericht Moabit, 8. Januar. Für 9 Uhr ist in Saal 500 die Verhandlung zur Herausgabe von Räumen in der Potsdamer Straße 180 angesetzt.

Der Bezirk klagt gegen seinen Untermieter, den Verein Potse. Der Eigentümer der Immobilie hatte den Mietvertrag zu Ende 2018 gekündigt. Doch die Schlüsselübergabe an Jugendstadtrat Oliver Schworck (SPD) am 31. Dezember 2018 ließ der Verein platzen. Potse-Aktivisten halten sich weiter in den von ihnen bis dahin genutzten Räumen auf. Und der Bezirk zahlt die „Miete“, jeden Monat rund 10 000 Euro. Nun also soll die 28. Zivilkammer des Landgerichts Berlin urteilen. Der Vorsitzende Richter Kai-Uwe Kleber hat die Hauptverhandlung in das Kriminalgericht an der Turmstraße verlegt – „um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten“, wie Lisa Jani, Sprecherin der Berliner Strafgerichte, erklärt. Draußen vor dem Gerichtsgebäude protestieren lautstark Potse-Unterstützer. Die Polizei ist mit einer großen Zahl Beamter präsent.

Die Sicherheitskontrollen sind scharf. Der Verhandlungsbeginn verzögert sich. Dann ist nach zehn Minuten alles vorbei. Die Potse-Anwälte Lukas Theune und Benjamin Hersch haben Befangenheitsanträge gegen den Vorsitzenden Richter gestellt. Kleber habe, so Theune, die Sitzung ohne Begründung ins Kriminalgericht verlegt und den Besuch der Verhandlung für unter 16-Jährige untersagt. Dieser Ausschluss von Jugendlichen eines Jugendclubs sei unberechtigt.

Als Richter Kleber die Anträge als unzulässig zurückweist und die mündliche Verhandlung beginnen möchte, verlassen die Potse-Anwälte und zwei Vertreter des Vereinsvorstands den Sitzungssaal. Von den Vertretern des Bezirksamts wird daraufhin ein „Versäumnisurteil“ beantragt. Das Gericht ist aufgefordert, eine Entscheidung ohne mündliche Verhandlung zu treffen. Zuerst aber muss nun eine andere Zivilkammer über Klebers Befangenheit befinden.

Der Verein Potse hat damit Zeit gewonnen. Seine Anwälte sagen, es sei klar, dass Potse irgendwann die Räume in der Potsdamer Straße verlassen müsse. Aber eine Teilschuld trage auch das Land Berlin. Es habe das ehemalige Gebäude der Berliner Verkehrsbetriebe an „Briefkastenfirmen und Heuschrecken verscherbelt", ohne für Ersatz für Jugendkultur zu sorgen.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 541× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 830× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.