Dabei kommt etwas heraus
Bezirk reagiert auf Antisemitismus mit Demokratie leben-Projekt
„Tempelhof-Schöneberg ist ein weltoffener Bezirk, in dem Diskriminierungen keinen Platz haben“, wird Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) nicht müde zu sagen. Trotzdem haben antisemitische Vorfälle aufgeschreckt. Der Bezirk will dagegen mit aufklärender Präventionsarbeit vorgehen.
2017 wurde ein jüdischer Junge an der Friedenauer Gemeinschaftsschule über Monate von muslimischen Mitschülern gemobbt und tätlich angegriffen. Im selben Jahr wurde der Restaurantbesitzer Yorai Feinberg vor seinem Lokal in der Motzstraße von einem Antisemiten übelst beschimpft. Seither erhält er regelmäßig Hassmails und Morddrohungen. 2018 kam es zu antisemitischen Beleidigungen und sogar Morddrohungen gegen eine Zweitklässlerin an der Paul-Simmel-Schule in Tempelhof. Das sorgte für Empörung bis hinauf zu Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD).
Der Bezirk, der hinsichtlicher solcher Vorfälle berlinweit eher im unteren Drittel rangiert, reagierte zunächst mit Solidaritätsadressen und einem engeren Austausch mit der jüdischen Gemeinde. Nun setzt das Bezirksamt auf Präventionsarbeit unter Kindern und Jugendlichen. Im Januar wurde das Projekt „Gemeinsam in Tempelhof-Schöneberg – Demokratie leben!“ auf den Weg gebracht. Träger ist die Arbeitsgemeinschaft für politische Bildung „Arbeit und Leben – DGB/VHS Berlin-Brandenburg“.
Über Jugendfreizeiteinrichtungen, andere zivilgesellschaftliche Organisationen, Streetworker und Schulsozialarbeitern sollen Kinder und Jugendliche animiert werden, sich politisch zu engagieren und eigenständig Projekte zu den Themen Demokratie, Antisemitismus und Diskriminierung zu entwickeln und umzusetzen.
Es wird dazu Workshops geben. Die teilnehmenden Organisationen sind aufgefordert, Ideen zu entwickeln. Sie erhalten finanzielle Förderung und fachliche Unterstützung. Bürgermeisterin Angelika Schöttler sagt, ideal wäre es, wenn man für die Workshops „Cliquen“ gewönne. „Die machen Meinung.“ Die Bürgermeisterin ist ohnehin überzeugt: „Dabei kommt etwas heraus.“ Am Jahresende soll ein großes Resümee stehen, ein Fundus an Ideen für die Folgejahre, so Schöttler. „Andere Zielgruppen haben es ebenso verdient, gestärkt zu werden“, meint die Bezirkschefin und denkt an Eltern und Lehrer. Angelika Schöttlers Hauptziel bis Dezember aber ist die Gründung eines Bündnisses gegen Antisemitismus.
Die Auftaktveranstaltung zu „Gemeinsam in Tempelhof-Schöneberg“ findet am 9. April von 15 bis 17 Uhr im Goldenen Saal des Rathauses Schöneberg statt.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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