Der Herausforderer der Kanzlerin
Jan-Philipp Knoop will für den CDU-Bundesvorsitz kandidieren
Viel Zeit hat Jan-Philipp Knoop für das Interview nicht. Er wird im ARD-Hauptstadtstudio erwartet. Der Jura-Student ist in diesen Tagen ein gefragter Gesprächspartner. Knoop will beim Bundesparteitag der CDU im Dezember gegen die Bundesvorsitzende Angela Merkel antreten.
Er probiert es einfach. „Die Fallhöhe ist nicht groß. Hier ist gleich der Boden“, sagt der 26-Jährige mit dem festen Blick aus stahlblauen Augen. Er ist entschlossen und kein bisschen verzagt, die Kanzlerin herauszufordern.
Jan-Philipp Knoop, der in Schöneberg wohnt und an der Freien Universität studiert, erzählt, wie es dazu gekommen ist. 2014 war der aktive Reservist beim Wachbataillon der Bundeswehr, der gerne Luftwaffenpilot geworden wäre, der CDU beigetreten, damals noch in Steglitz-Zehlendorf. Heute gehört er dem Ortsverband Kleistpark an.
Mit viel Elan wollte sich Knoop in der Union engagieren, bot sich an, die Online-Aktivitäten des Ortsverbands zu übernehmen – und wurde erst einmal ausgebremst. Der angehende Jurist studierte „die Mechanismen der Partei“, um festzustellen: Sie stimmen mit seinen Erwartungen und Vorstellungen nicht überein.
Die Strukturen seien festgefahren, jede Veränderung werde als Gefahr empfunden, kritisiert Knoop. Es finde kaum politische Arbeit statt. Das höchste der Gefühle sei der Info-Stand einmal im Monat an der Straßenecke. „So bekommen wir nicht einmal das beste Programm auf die Straße. Eine Partei ist doch kein Selbstzweck.“
Ende Mai veröffentlichte Jan-Philipp Knoop eine Facebookseite mit CDU-Logo und seinen Stellungnahmen zu Themen wie innere Sicherheit oder Schulpolitik in Berlin. „Leute aus ganz Deutschland haben mir geschrieben.“ Anrufe aus der Partei, die ihn zur „Mäßigung“ aufriefen, ließen nicht lange auf sich warten. „Ich will mich nicht mäßigen“, erwidert der junge Christdemokrat. Er breche keine Regeln der Parteisatzung. Er nehme nur seine Rechte als Parteimitglied intensiver als andere wahr.
Vieles müsse anders werden in der CDU in Berlin und im Bund, erklärt Jan-Philipp Knoop. Darum trete er im Dezember gegen Angela Merkel an. „Ich will Dynamik und einen Hauch von Aktion. Ich will, dass der ganze Trott wieder in Bewegung kommt.“
Die Debattenkultur in der Partei und mit dem Bürger müsse verbessert werden. Die Union müsse wieder klare Standpunkte vertreten, konservativen Werte, wie es jahrzehntelang der Fall war, so etwa zum CDU-Kernthema, der inneren Sicherheit. Und was er nicht will, formuliert Jan-Philipp Knoop auch: „Ich will nicht, dass dass die CDU über das Stöckchen der AfD springt.“
„Ich will die Wähler wieder abholen, die wir verloren haben“, sagt der selbstbewusste junge Mann angsichts sehr schlechter Umfragewerte und meint die, die zur AfD abgewandert sind. Ihnen will Jan-Philipp Knoop zuhören. In der politischen Debatte dürften weder AfD-Wähler noch AfD-Politiker ausgeklammert werden. „Es gibt in der AfD vernünftige Leute, mit denen man reden kann.“
Das Procedere der Wahl zu dem oder der Bundesvorsitzenden der CDU ist Knoop nicht bekannt. Er hat in der Bundesgeschäftsstelle nachgefragt und auch nach zwei Monaten keine Antwort bekommen. „Das ist ein Missstand. Das will ich gerne ändern.“ Wenn es nicht anders geht, wird Jan-Philipp Knoop seine Bewerbung in den Briefkasten der Bundesgeschäftsstelle werfen.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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