Mann geehrt, Frau übergangen
Schöneberg. Die letzte Ruhestätte der Redakteurin und Verlegerin Frieda von Lipperheide (1840-1896) auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof, Großgörschenstraße 26, soll als Ehrengrab gewidmet werden. Diesen Antrag haben die Fraktionen von Grünen und SPD gestellt. Sie finden es absurd, dass Franz von der Lipperheide bereits seit Jahren ein Ehrengrab hat, die daneben bestattete Ehefrau aber übergangen wurde. Dabei hätten die beiden eine gleichberechtigte Ehe auf Augenhöhe geführt und 1865 gemeinsam die Zeitschrift „Modenwelt“ gegründet. Die entwickelte sich schnell zur wichtigsten Frauenzeitschrift in Deutschland. Das Paar trug außerdem eine Sammlung zur Kleider- und Kostümgeschichte zusammen. Sie bildete den Grundstock zur Kostümbibliothek, die heute Teil des Kunstgewerbemuseums ist. Frieda von Lipperheide arbeitete auch als Modezeichnerin, Schriftstellerin und Volkskundlerin. Die Tatsache, dass sie kein Ehrengrab hat, belege die zu geringe Wertschätzung der Leistungen von Frauen, so Bertram von Boxberg, kulturpolitischer Sprecher der Grünen. Insgesamt seien nur drei der 50 Ehrengräber auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Frauen gewidmet. sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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