Ohne Probleme zum Schnaps: Jugendliche Testkäufer erhielten fast überall Hochprozentiges

Tempelhof-Schöneberg. Der Handel im Bezirk wird wieder nachlässiger im Umgang mit dem Jugendschutzgesetz. Jugendliche erhalten fast überall problemlos Alkohol und das trotz Kontrolle der Personalausweise.

Seit drei Jahren führt das Ordnungsamt Testkäufe mit Minderjährigen durch. Bei den letzten Testeinkäufen im Oktober und November waren die Mitarbeiter erschüttert vom Ergebnis. Fast kein Gewerbetreibender hielt sich ans Jugendschutzgesetz. Auch die Mitarbeiter gaben freizügig hochprozentige Getränke an Minderjährige ab. Schwerpunkt der Test waren Einzelhandelsgeschäfte, Spätis, Kioske, große Supermärkte und Discounter im Schöneberg.

Die 16-jährigen Tester bestätigten mit rund 70 Prozent erfolgreicher Schnapskäufe, den weiterhin deutlichen Negativtrend. Mit 20 Euro in der Tasche gingen die Jugendlichen jeweils einzeln in die Geschäfte. Die hochprozentigen Getränke durften sie sich selbst aussuchen. Missachteten die Geschäftsleute den Jugendschutz, stellte das Ordnungsamt sie postwendend zur Rede. Für die Verkäufer wurde es teuer.

Die zuständige Stadträtin Christiane Heiß (Bündnis 90/Grüne) hat das Ergebnis der Testkäufe als äußerst unbefriedigend bezeichnet. „Alle Betriebe wissen um das Verbot", sagt sie. Das Gesetz sei sogar gut sichtbar ausgehängt, wie es vorgeschrieben ist. Die Stadträtin kann das Verhalten der Händler nicht nachvollziehen, „vor allem, weil es sich häufig um Wiederholungstäter handelt. Schnaps gehört nicht in Kinderhände.“

In einigen Fällen wurde der Ausweis verlangt. Obwohl damit eindeutig war, dass die Käufer zu jung sind, bekamen sie den Schnaps ausgehändigt. Die Kassierer waren offenbar nicht in der Lage, das Alter zu berechnen.

Bei allen festgestellten Zuwiderhandlungen leitet das Ordnungsamt nicht nur gegen das Verkaufspersonal, sondern auch gegen die Geschäftsleitungen oder die Inhaber ein Ordnungswidrigkeitenverfahren ein. Im Wiederholungsfall drohen Geldbußen bis zu 50 000 Euro.

Die Stadträtin kündigte an, dass nun häufiger Kontrollen durchgeführt werden. Man müsse die Geschäftsleute noch mehr für das Thema Jugendschutz und Alkoholmissbrauch sensibilisieren. KT

Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

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