Ausstellung widmet sich sozialen Realitäten in Städten

Bis Ende Oktober werden die Fotos von sechs Künstlern am Nollendorfplatz gezeigt. | Foto: Liptau
  • Bis Ende Oktober werden die Fotos von sechs Künstlern am Nollendorfplatz gezeigt.
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Schöneberg. Eine Kunstausstellung würden Passanten hier wohl als letztes erwarten: Unter dem Hochbahn-Viadukt am Nollendorfplatz ist für einen Monat die Fotoausstellung "Am Rande" unter (fast) freiem Himmel zu sehen.

Die großformatigen Aufnahmen, die in drei Metern Höhe schräg nach unten geneigt über den Köpfen der Passanten hängen, erfüllen teilweise die Funktion eines Spiegels. Denn sie zeigen Menschen in finanziellen, sozialen oder gesellschaftlichen Randlagen. Es ist kein Zufall, dass die Bilder an einem Ort zu sehen sind, der mindestens seit dem Wiederaufbau des Nollendorfplatzes nach dem Zweiten Weltkrieg immer auch Aufenthaltsort von Menschen war, die es aus unterschiedlichsten Gründen schwer haben im Leben. Die Bilder zeigen also inhaltlich nichts, was es nicht auch in der rauen Realität rund um den Nollendorfplatz selbst zu sehen gäbe und erinnern deshalb an Spiegel.

Trotzdem, und das ist das Verdienst der Ausstellung unter künstlerischer Leitung der Schönebergerin Christine Kisorsy, zeigen die Bilder diese raue Realität aus einem anderen Blickwinkel und rücken diejenigen in den Mittelpunkt, die sonst eben am Rande stehen.

Jeweils drei Arbeiten von sechs Fotografen sind zu sehen, die sich dem Thema der sozialen Ränder auf unterschiedliche Weise genähert haben. Schauplätze sind Potsdam, Buenos Aires und vor allem Berlin. So zum Beispiel bei der Fotografin Nicole Woischwill, die sich mit ihrer Kamera auf den Weg in eine Eckkneipe in der Winterfeldtstraße kurz vor ihrer endgültigen Schließung gemacht hat. Stephanie Neumann hat sich dem Thema im Potsdamer Vorort Drewitz mit Fotos von Plattenbauten genähert. Eva Brunner hat in ihren Arbeiten unter dem Titel "Ich bin dann mal Barbara" einen transsexuellen Mann begleitet. "Auch das ist eine Art von gesellschaftlichem Rand, der hier in Schöneberg zwar häufig und alltäglich auftaucht, es vor allem auf dem Land aber weiterhin schwer hat", sagt Kisorsy.

Die künstlerische Leiterin des Projekts will mit ihrer Schau auch auf die Veränderungen im Kiez aufmerksam machen und auf die Gefahr, dass die gesellschaftlichen Randgruppen verdrängt werden. "Das Beispiel der geschlossenen Eckkneipe zeigt, dass es auch hier langsam immer schicker wird."

Die Ausstellung "Am Rande. Berlin - Potsdam - Buenos Aires" ist noch bis zum 27. Oktober unter dem U-Bahn-Viadukt am östlichen Zugang zum Bahnsteig der U 2 zu sehen. Gefördert wurde das Projekt von der Dezentralen Kulturarbeit des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg und den Berliner Verkehrsbetrieben.

Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

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