BVV berät über Umgang mit der Kohlenhandlung
Nun regt sich erheblicher Widerstand gegen den Abriss des geschichtsträchtigen Ortes. Das kleine Häuschen an der Ecke Torgauer, Gotenstraße quillt fast über vor Geschichte: Der SPD-Politiker und Widerstandskämpfer Julius Leber (1891-1945) und seine Frau Annedore (1904-1968) sicherten sich hier während des Krieges nicht nur ihre Existenz durch die Kohlenhandlung. Sie nutzten die Räume auch zur Tarnung und für regelmäßige Treffen von Widerständlern, hielten so beispielsweise Kontakt zum Hitler-Attentäter Stauffenberg. Im Juli 1944 wurde Julius Leber verhaftet und im Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet. Seine Frau verlegte in der nach teilweiser Zerstörung wieder aufgebauten Kohlenhandlung nach dem Krieg politische und pädagogische Literatur. Im Zuge der Bauarbeiten zum Grünzug an der Torgauer Straße soll das Häuschen nun verschwinden. Das Bezirksamt teilte bereits 2010 mit, dass der Erhalt nicht finanzierbar sei und hat im März den Wettbewerb für ein "Denkzeichen" ausgeschrieben. Eine Jury wählte den Entwurf "Windfang" von Katharina Karrenberg aus, der im Wesentlichen einen Teil des Grundrisses als Betonsockel nachempfindet.
In der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) werden am Mittwoch gleich drei Anträge zum Thema behandelt. SPD und Grüne fordern gemeinsam, das Verfahren auszusetzen und die Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheit um die weitere Koordination zu bitten. Das Häuschen verfüge über eine "über den Bezirk herausragende Bedeutung." Der "Denkzeichen"-Vorschlag werde der Bedeutung des Ortes nicht gerecht. Die beiden Verordneten der Linken fordern das Bezirksamt auf, Drittmittel für eine sachgerechte "Stätte des Erinnerns" einzuwerben.
Nur die CDU-Fraktion möchte am Verfahren festhalten. Der geplante Abriss und der Wettbewerb seien jeweils von der BVV zur Kenntnis genommen worden. Das Ergebnis der Preisgerichtssitzung sei nun auch umzusetzen.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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