Deutschlands erstes Regenbogen-Familienzentrum öffnet
Mitten im Wahljahr und inmitten der Debatte um die Gleichstellung homosexueller Paare unter anderem in Steuer- und Adoptionsfragen gaben sich Politiker aus Bund, Land und Bezirk zur Eröffnung des Regenbogenfamilienzentrums die Klinke in die Hand. "Das fühlt sich enorm gut an und wir sind stolz wie Bolle", freute sich Jörg Steiner, Geschäftsführer des LSVD Berlin-Brandenburg mit Blick in die Besuchermenge. "Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass sich politisch auch wirklich was bewegt." Seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Adoptionsrecht und in Erwartung einer ähnlich wohlwollenden Entscheidung von gleicher Stelle zum Thema steuerliche Gleichstellung ist die Debatte hochgekocht. Der Startschuss für Deutschlands erstes Regenbogenfamilienzentrum sei so "weniger nur eine Eröffnung als ein Bekenntnis", sagte Berlins Staatssekretärin für Familie und Jugend, Sigrid Klebba (SPD). In dieser Stadt verstehe man den Familienbegriff so, "dass Familie dort ist, wo Menschen Verantwortung füreinander übernehmen".
Zumindest in den Räumen des Familienzentrums gab es dafür parteiübergreifenden Konsens. Zur Eröffnung war unter anderem SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles gekommen. Kanzlerkandidat Peer Steinbrück schickte eine Videobotschaft, in der er sagte, Regenbogenfamilien dürften keine "Familien zweiter Klasse" mehr sein. Vor Ort waren auch die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag und Tempelhof-Schöneberger Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Renate Künast, sowie die aus dem Bezirk stammenden Bundestagsabgeordneten Mechthild Rawert (SPD) und Jan-Marco Luczak. Der CDU-Mann spricht sich im Gegensatz zu den meisten seiner Fraktionskollegen ebenfalls für eine vollständige Gleichstellung aus: "Wo es gleiche Pflichten gibt, muss es auch gleiche Rechte geben."
Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) sagte, sie sei stolz, das Zentrum im Bezirk zu haben. "Andere werden es mir nachsehen, aber so eine Einrichtung gehört einfach hier zu uns." Sie forderte vom Gesetzgeber "vollständige Gleichberechtigung" für homosexuelle Paare und Eltern. Kinder groß zu ziehen sei mitunter schon so "schwer genug". Da müsse man sich nicht auch noch mit Diskriminierung herumschlagen.
In der Cheruskerstraße sollen Regenbogenfamilien künftig beraten und in Alltagsfragen unterstützt werden. Rat bekommen auch Paare, die sich mit Kinderwunsch, Pflegschaft oder Adoption auseinandersetzen. Zudem soll es Gruppen beispielsweise für schwangere Lesben oder schwule Väter geben. Dabei, so Staatssekretärin Klebba, sei es "gut und richtig zu sagen, was die Besonderheiten von Regenbogenfamilien sind". Genauso wichtig sei allerdings auch, danach zu fragen, was "das ganz Normale" sei.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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