Erstes Familienzentrum für schwule und lesbische Eltern
"Die Diskussion ist einfach da", stellt Constanze Körner fest und freut sich, dass deren Fäden in ihrer neuen Beratungsstelle zusammenlaufen. Im März hat der LSVD seine neuen Räume in der Cherusker Straße 22 eröffnet. Kurz zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht das Adoptionsrecht für homosexuelle Elternpaare ausgeweitet und die Diskussion über eine weitere Liberalisierung der Rechtslage entfacht. "Seit der Eröffnung vergeht kein Tag, an dem kein Pressevertreter hier ist", sagt Körner mit einer Mischung aus Erschöpfung und Freude. Doch auch bei der Zielgruppe kommt das Angebot gut an. "Wir sind noch in der Findungsphase", sagt die Leiterin der Einrichtung. Trotzdem hätten sich schon in den ersten Wochen die wichtigsten Themen herauskristallisiert. Die meisten derjenigen, die Körners Sprechstunde besuchen, würden sich gerade mit einem Kinderwunsch beschäftigen. "Ich kläre darüber auf, welche Möglichkeiten wem zur Verfügung stehen und was sie jeweils mit sich bringen", so die Leiterin. Meist gehe es dabei nur um eine Erstberatung, Körner versucht die Besucher dabei an andere Stellen und Experten weiterzugeben. "Ich sortiere die Fragen oder Probleme und sage den Leuten, wie es weitergeht."
Zudem biete eine Anwältin auf ehrenamtlicher Basis eine Rechtsberatung vor Ort an. Seit März gibt es auch eine offene Gesprächsgruppe für Schwule und Lesben mit Kinderwunsch. Die Besucher können sich dabei austauschen und gegebenenfalls kennenlernen, um ihr Ziel gemeinsam weiter zu verfolgen. "Es gibt ja sonst kein Forum, in dem beispielsweise ein lesbisches Paar einen schwulen Mann kennen lernen kann, um unter Umständen gemeinsam ein Kind zu bekommen", sagt Constanze Körner.
Doch auch Paare, die bereits Eltern sind, kommen in die Cheruskerstraße. Angeboten werden auch Geburtsvorbereitungskurse für schwangere lesbische Frauen, Krabbelgruppen für die Kinder homosexueller Paare oder eine Gruppe für schwule Väter und Interessierte. In Zukunft will Constanze Körner ein Angebot für Jugendliche mit lesbischen oder schwulen Eltern schaffen.
Die Themen, die bei all diesen Gesprächen diskutiert werden, seien natürlich über weite Strecken die gleichen wie bei heterosexuellen Familien. Trotzdem empfindet sie es als wichtig, den Regenbogenfamilien einen geschützten Raum zu bieten. Den kompletten Rest ihres Alltags verbrächten sie schließlich in einer "heterosexuellen Welt", in der sie sich ständig neu outen und erklären müssten. "Das strengt unglaublich an."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.