Fotograf zeigt Bilder aus dem Alltag in der JVA Tegel
Eine "ganz eigenartige und wunderbare Galerie" sei es, in der seine Bilder jetzt zu sehen sind. Dietmar Bührer ist stolz, seine Werke im Schöneberger "salon für fotokunst" zeigen zu können. Galerist Volker Wartmann zeigt hier regelmäßig Ausstellungen, die sich unter dem Motto "Ein Fotograf - ein Ort in Berlin" mit besonderen oder trivialen Schauplätzen in der Hauptstadt beschäftigen. Diesmal also das Gefängnis in Tegel, auf eigenartige Weise gleichzeitig besonders und trivial. Bührer hat hier ab der 90er-Jahre als Betriebsleiter in der Setzerei und Druckerei Häftlinge ausgebildet. "Die ganz schlimmen Jungs", wie er sagt. Also Mörder, Vergewaltiger oder Kinderschänder. Für das Fotografieren innerhalb des Gefängnisses hatte Bührer eine Sondererlaubnis der Anstaltsleitung und des jeweils zuständigen Senators. Die haben ihm wohl vor allem deshalb vertraut, weil er als Fotograf nicht interessiert war am Skandalösen, sondern vielmehr am Alltäglichen. So sind in der Ausstellung Aufnahmen der Gefängnisflure, Blicke in die einzelnen Zellen und Porträts von Gefangenen zu sehen. Alles ziemlich unspektakulär und trotzdem auf eigenartige Weise berührend. "Natürlich sieht man den Häftlingen auf den Bildern nicht an, dass sie beispielsweise gemordet haben", sagt der Fotograf. Er habe sowohl in seiner Arbeit mit den Gefangenen als auch beim Fotografieren immer versucht, ausschließlich den Menschen zu sehen. Ob er damit nicht die Taten verharmlose? "Nein, denn ich bin ja nicht der Richter", ist Bührer überzeugt. "Die Tat spielt für die Aufnahmen keine Rolle."
Galerist Volker Wartmann ist begeistert von den Bildern. "Ich suche immer nach Künstlern, die nicht nur reine Dokumentarfotos von einem Ort machen, sondern mit einer persönlichen Herangehensweise herausstechen."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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