Friedhofskapelle ist Denkmal des Monats

Die Friedhofskapelle entstand um 1890 nach Plänen von Paul Egeling. | Foto: Liptau
  • Die Friedhofskapelle entstand um 1890 nach Plänen von Paul Egeling.
  • Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Schöneberg. Gemeinsam mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Bezirksamts stellt die Berliner Woche regelmäßig ein "Denkmal des Monats" vor. Im Mai ist es die Kapelle des Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhofs südlich des S-Bahnhofs Schöneberg.

Ruhe, Einkehr, Geborgenheit: Fehlanzeige! Der Neue Zwölf-Apostel-Kirchhof am Werdauer Weg 5 ist rau und ruppig, nie richtig leise und damit immer mitten im Leben. Die Stadtplaner haben es nicht besonders gut mit der Anlage gemeint: In der NS-Zeit zusammengestümmelt und erheblich verkleinert füllt der Friedhof heute eine Fläche zwischen Ringbahn, Recyclinghof, Autovermietung und Stadtautobahn. Laufpublikum verirrt sich selten hierher - denn inmitten seiner unwirtlichen Nachbarschaft kann sich der Kirchhof kaum bemerkbar machen. Und dennoch: Die Anlage hat ihren besonderen, spannenden Charme.Nachdem der erste, der Alte Zwölf-Apostel-Kirchhof in der Kolonnenstraße schon wenige Jahre nach seiner Eröffnung im Jahr 1864 als erster Gemeindefriedhof vor Ort zu klein geworden war, wurde die Ausweichfläche am Werdauer Weg angelegt. Vor ziemlich genau 130 Jahren, im Juni 1883 fand hier die erste Beisetzung statt - damals freilich noch am Rand der eigenständigen Stadt Schöneberg mit naturbelassener Umgebung. Um 1890 schließlich entstand die Kapelle am Friedhofseingang nach Plänen des Schöneberger Architekten Paul Egeling. Der damalige Stadtbaurat hat übrigens auch das Stadtwappen mit den Hirschen entworfen, das später als Wappen des Bezirks Schöneberg verwendet wurde und auch ins aktuelle Bezirkswappen von Tempelhof-Schöneberg mit aufgenommen wurde.

Die Kapelle präsentiert sich bis heute als schlichter, eingeschossiger Backsteinbau mit Satteldach. Das Mauerwerk ist von verschiedenartigen Vor- und Rücksprünge, beispielsweise in Kreuzform, geprägt. Der Giebel ist von kleinen Türmchen - Fialen - bekrönt. An den Hauptbau schließt sich ein Nebengelass an, in dem früher offenbar die Toten aufbewahrt wurden. Heute wird der Raum von einem Beerdigungsinstitut genutzt.

Eine deutliche Veränderung erfuhr der Friedhof in der Nazizeit: Der südliche Teil, immerhin gut die Hälfte der Gesamtfläche, wurde entwidmet, weil auf dem Areal der repräsentative Südbahnhof der Weltstadt Germania nach Plänen Albert Speers entstehen sollte. Rund 7000 Tote wurden dafür auf den Stahnsdorfer Friedhof verbracht. Zwar wurden die Pläne bei Kriegsausbruch 1939 vorerst auf Eis gelegt. Bebaut wurde das Areal nach dem Krieg dennoch: Wo früher Gräber waren, führt heute die Berliner Stadtautobahn entlang. Diesen Ausblick auf die vorbeirauschenden Autos gibt es sicherlich auf keinem anderen Friedhof.

Eine Übersicht über alle Monatsdenkmäler gibt es im Internet unter www.berlin.de/ba-tempelhof-schoeneberg/.
Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 59× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 387× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 347× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 726× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.