Kunstraum in der Meraner Straße funktioniert durch Ehrenamt
"Ein Bild ist erst dann fertig, wenn es auch einen Betrachter hat", ist Sabine Baer überzeugt. Will heißen: Wer Kunst macht, muss sie auch ausstellen können. Und genau dafür bieten Baer und ihre Kollegen Brigitte Pohlmann, Rolf Sellmann und Rena Lux das passende Forum. Im ihrem "Kunstraum Ko" haben sie bisher im Rhythmus von vier Wochen rund 60 Ausstellungen organisiert. Die gesamte Organisation des Kunstraums leisten sie ehrenamtlich. Die Idee, leere Gewerberäume für die Präsentation zu nutzen, kam ist Rolf Sellmann im Jahr 2007 quasi vor der eigenen Haustür. "Ich bin ständig an einem leeren Laden vorbeigelaufen und habe dem Vermieter immer wieder gesagt, er solle sich doch eine Zwischenlösung überlegen." Irgendwann habe der einfach geantwortet: "Dann mach!" Rund drei Jahre haben Sellmann und seine Mitstreiter daraufhin in der Koburger Straße ausgestellt. Erst ihre eigenen Bilder, Skulpturen und Objekte, schließlich auch die von anderen Künstlern. "Das hat sich immer mehr rumgesprochen", sagt Sabine Baer. Und nur mit ihren eigenen Werken hätten sie den Raum ohnehin nicht dauerhaft bespielen können.
Vor rund drei Jahren kam dann der Umzug in die Meraner Straße 10, auch hier in ein leerstehendes Ladenlokal. Der Deal: Die vier dürfen den Raum so lange nutzen, bis der Eigentümer einen "richtigen" Mieter gefunden hat. Bis dahin bleibt der monatliche Unkostenbeitrag relativ gering. Getragen wird er vom jeweils ausstellenden Künstler. "Wir selbst wollen hier zwar unsere Arbeit reinstecken, aber nicht auch noch unser Geld", sind sich die vier einig. Wer seine Werke also zeigen wolle, trage selbst das Risiko. "Das macht es für uns natürlich leicht, Künstler auszuwählen", sagt Baer. Denn sie könnten sich so ausschließlich auf den kreativen Aspekt der Arbeiten konzentrieren und müssten nicht darüber nachdenken, wie viel davon voraussichtlich verkauft werde. Die Entscheidung, wer ausstellen soll, werde meist "per Bauchgefühl" entschieden, sagt Baer. Auch persönlich soll die Chemie zwischen den Beteiligten stimmen. Denn Künstler und Atelierteam arbeiten nicht nur beim Aufbau der Schau zusammen. Auch später sind die Künstler weiter involviert, weil sie die Öffnungszeiten selbst bestreiten müssen. Wichtig ist allen, dass der jeweilige Künstler seine Arbeit nicht nur als kleines Hobby nebenher versteht, sondern sich ernsthaft damit auseinandersetzt. "Und die Arbeit muss etwas haben, das vom Künstler selbst kommt", so Baer. "Wenn heute jemand versucht, wie Picasso zu malen, dann ist es einfach nur noch Kitsch."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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