Mittwochsinitiative der Zwölf-Apostel-Gemeinde wird 20
Schöneberg. Seit zwei Jahrzehnten helfen Ehrenamtliche der evangelischen Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde an der Kurfürstenstraße Drogenabhängigen und Prostituierten. Mit Essen und Kleidung, aber auch mit frischen Spritzen und Kondomen.
Direkt nach dem Mauerfall sei die Situation in der Kurfürstenstraße mehr als nur angespannt gewesen. "Da ist das Chaos von heute nichts dagegen", sagt Andreas Fuhr, Pfarrer der Gemeinde. Er habe sie kurz vorher übernommen und sich die Frage gestellt: "Haben wir als Kirche zu dem Thema was zu sagen oder nicht?" Die Antwort fiel ihm leicht, als christliche Gemeinde könne man die Augen vor der direkten Umgebung nicht verschließen. "Sonst müsste die Kirche die Klappe halten und wäre ohne Bedeutung." In der Gemeindeleitung habe es lange Diskussionen gegeben, in der Folge wurde dann aber gemeinsam an einem Modell gearbeitet, mit dem man auf die Situation vor der eigenen Tür reagieren konnte. Ein Modell, das bis heute konkret weiterhilft, ohne sich in das Leben der Hilfesuchenden hereinzudrängen ohne einzumischen. Jeden Mittwoch werden zwischen 19 und 22 Uhr die Türen des Gemeindehauses geöffnet, wird warmes Essen ausgegeben und die Kleiderkammer im Keller aufgemacht. Zudem verteilen die rund 20 Ehrenamtlichen Kondome und frische Spritzen. Das alles, um den Drogenabhängigen und Prostituierten einerseits "ein Gefühl des Willkommenseins", so Fuhr, zu vermitteln. Andererseits, um die Übertragung von Krankheiten wie Aids zu verhindern. Die frischen Spritzen gibt es deshalb auch nur im Tausch. "Ein Problem war nämlich auch, dass die gebrauchten Fixerutensilien auf der Straße herumlagen", erinnert sich der Pfarrer. "Jetzt kommen 90 Prozent der ausgegebenen Spritzen auch wieder zurück."
Öffentliche Zuwendungen bekommt das Projekt, für das die Gemeinde in der Zwischenzeit einen eigenen Verein gründete, heute nicht mehr. Spritzen und Kondome zahlt die Kirchengemeinde, ein Großteil des Essens kommt von der Berliner Tafel. Dabei, davon ist Fuhr überzeugt, ist das Angebot heute so wichtig wie früher. Das Problem der Drogenabhängigkeit sei ihm Kiez zwar zurückgegangen, dafür gebe es jetzt neue. Beispielsweise mit den Prostituierten, die heute immer öfter aus Osteuropa kommen und kein Deutsch sprechen. Eine offene Tür, eine Tasse Kaffee oder ein anständiges Essen sind auch ohne Sprache verständlich.
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