Nachfolger für U-Bahnbau kommt später
Es wirkt ein wenig wie ein Schildbürgerstreich: Der alte Bahnhof ist weg und die Arbeiten ruhen erst mal. Denn mit dem Neubau eines Haupteingangsbereichs kann erst begonnen werden, wenn die Tempelhof-Schöneberger Baugenehmigungsbehörde grünes Licht gibt. "Wir warten jeden Tag darauf, aber da kommt nichts", ärgert sich BVG-Sprecherin Petra Reetz. Deshalb könne sie auch noch keine weiteren Informationen geben. "Schließlich wissen wir ja noch gar nicht offiziell, ob wir es dann auch so realisieren können." Aus dem Stadtentwicklungsamt kommt derweil ein heißer Tipp, wie die BVG schneller an die ersehnte Baugenehmigung kommen könnte: "Die sollen mal ihren Posteingang prüfen", sagt ein dortiger Mitarbeiter. Im Postkörbchen müsste seit Mitte Juli ein Gebührenbescheid liegen, der von der BVG zuerst beglichen werden müsse. Die Erfahrung habe gezeigt, dass sämtliche Gebühren besser vor Erteilung der Baugenehmigung zu kassieren sind, um dem Geld hinterher nicht nachlaufen zu müssen. "Das Berliner Gebührengesetz erlaubt diese sogenannte Vorkassenregelung ausdrücklich", so der Mitarbeiter. Das Bahnhofsbauprojekt kommt also vor allem deshalb nicht voran, weil die BVG dem Bezirksamt offenkundig Bearbeitungsgebühren schuldet.
Reetz Kollege Klaus Wazlak aus der BVG-Pressestelle bestätigt dies, sieht aber "keinen Grund zur Aufregung". Dass der Bearbeitungsvorgang etwas länger dauere, sei normal. "Da es nicht so ist, dass der zuständige Projektleiter mit der Summe zur Bank geht, sondern der Zahlungsvorgang bei uns im Haus, und wahrscheinlich auch im Bezirk, mehrere Abteilungen und Prüfungen durchläuft, kann allein dieser Prozess ein paar Tage dauern. Also, da hat niemand was übersehen." Er geht davon aus, dass sich das Problem sehr bald löst - und dann endlich gebaut werden kann.
Ursprünglich sollte das alte Bahnhofsgebäude übrigens gar nicht abgerissen werden. Die Planer der BVG seien davon ausgegangen, dass der Bau aus den frühen 70er-Jahren aus massivem Beton sei. Erst bei den Bauarbeiten habe sich herausgestellt, dass die Wände aus - weniger tragfähigem Ziegelsplittbeton waren. Deshalb habe man sich dann für die Radikallösung entschieden. Der Neubau soll zweistöckig ausgeführt werden. Im Obergeschoss wird es ein Café mit Begegnungsstätte geben. Der Verein Quartier Bayerischer Platz will vor Ort über die Geschichte und Bedeutung des Bayerischen Viertels vor und während der NS-Herrschaft informieren. Dafür haben die Mitglieder bereits im Frühling eine Finanzierungszusage von der Lottostiftung bekommen.
Die BVG selbst investiert rund zwei Millionen Euro in das Bauprojekt. Voraussichtlich im August soll es dann auch öffentlich vorgestellt werden.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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