Open-Air-Ausstellungen thematisieren Nazi-Terror in Berlin
Die Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten und Randgruppen, die Hetze und schließlich oft Ermordung begann mitten in der Gesellschaft. Sozusagen auf der Straße, beispielsweise am Tauentzien und Kurfürstendamm. Den Nazis war die West-City nicht nur als beliebte Amüsiermeile und damit Zentrum der kulturellen Vielfalt ein Dorn im Auge, sondern auch Hotspot jüdischer Geschäftstätigkeit. Sie ist einer der Orte, den die Senatskulturverwaltung gemeinsam mit der gemeinnützigen Landesgesellschaft Kulturprojekte Berlin mit einer Open-Air-Ausstellung bestückt, also gewissermaßen "markiert" hat. Am Wittenbergplatz stehen drei Säulen, die unter dem Titel "Vom Boykott zum Pogrom" auf nur einen Aspekt des Naziterrors hinweisen. An elf Stellen in der Stadt gibt es im Zusammenhang mit dem Themenjahr "Zerstörte Vielfalt. 1933-1938-1945" solche Interventionen. Insgesamt gesehen sollen sie die Schritte zur Zerstörung der kulturellen Blüte Berlins vor allem in den 1920er-Jahren aufzeigen, samt den dahinter steckenden Mechanismen und Folgen. An jedem Ort wird ein spezieller Aspekt betont, der mit ihm im besonderen Zusammenhang steht. Dazu passend gibt es sowohl vertiefende Texte als auch Porträts von den Menschen, die mit der beschriebenen Geschichte in Verbindung stehen. Ein Sonderling ist die Säule vor dem Rathaus Schöneberg auf dem John-F.-Kennedy-Platz. Sie zählt offiziell nicht zu den elf Orten und fungiert selbst weniger im Sinne einer Ausstellung als vielmehr als Wegweiser. Wie eine Litfaßsäule wirbt sie für die Ausstellung "Wir waren Nachbarn" im Rathaus. Hier werden die Biografien von verfolgten und teilweise ermordeten jüdischen Bewohnern vor allem aus dem Bayerischen Viertel gezeigt. Passend zum Themenjahr werden dort momentan die Geschichten vor allem der Künstler hervorgehoben.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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